Die im Renaissance-Stil errichtete Schlossanlage, die in dieser Form eher im mediterranen Raum anzutreffen ist, stellt eine regionale Besonderheit dar und gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse der hochmittelalterlichen Adelskultur in Süddeutschland.
Strategisch günstig auf dem Roßberg, der höchsten Erhebung zwischen München und Augsburg, gelegen, ist Schloss Hofhegnenberg nicht nur eines der eindrucksvollsten Baudenkmäler der Region, sondern auch Erinnerungsort einer reichhaltigen Geschichte.
Das Baudenkmal zählt zu den ganz wenigen Schlösser im bayerischen Raum, das die Zerstörungswut der Schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg unversehrt überstanden hat. Große Teile des Gebäudekomplexes reichen sogar bis ins 13. und 14. Jahrhundert zurück.
Im 15. Jahrhundert diente das Schloss den Herzögen von Bayern-München aus dem Hause Wittelsbach, der gleichen Dynastie, die später als Könige von Bayern regieren sollte, als Wohnsitz. Nicht als Höhenburg, sondern als Hofburg konzipiert, ist sie neben ihren architektonischen Besonderheiten absolut einzigartig.
Das Schloss veranschaulicht den Wandel von einer Festungsanlage, die im Mittelalter zu Verteidigungszwecken erbaut wurde, zu einem repräsentativen Renaissance-Schloss. Dieser Wandel wurde in der Mitte des 16. Jahrhunderts vom legendären Goldritter Georg von Hegnenberg-Dux, morganatischer Spross des Wittelsbacher Herzogs Wilhelm IV., eingeleitet.
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Als das European Heritage Project 2008 den Schlosskomplex erwarb, waren die Folgen einer mehr als dreißig Jahre währenden Vernachlässigung deutlich zu sehen. Die Gebäudegruppen waren ruinös verfallen, die Folge von Feuchtigkeit, Frost und Schimmelpilzen. Sie mussten unverzüglich instandgesetzt werden, denn der Totalverlust der Gebäudestrukturen stellte eine ernsthafte Bedrohung dar.Sprödes Mauerwerk, teilweise bereits eingestürzte Dächer, geplatzte Wasserleitungen – das Schloss befand sich in einem verfallenen Zustand, der nur wenige weitere Belastungen aushalten konnte, bevor es völlig in sich zusammengebrochen wäre. Der Wehrturm an der südwestlichen Ecke der Burg war bereits geborsten und eingestürzt; einige Nebengebäude waren ebenso kollabiert und nur noch als Steinhaufen erkenntlich. Die überwiegende Zahl der Dachflächen war völlig marode, mehrere Bauelemente waren abgebrochen.Es war klar, dass die Revitalisierung des Komplexes einen ungeheuren Aufwand erfordern würde. Ungeachtet des allgemeinen Zerfallsgrades gelang es in einem vierjährigen Renovierungszyklus, der 2012 abgeschlossen werden konnte, das Schloss zu retten. Hauptziel der Arbeiten war es, den Verfall zu stoppen, die alte Substanz zu erhalten, zu ertüchtigen und den heutigen technischen Erfordernissen anzupassen. Selbst kleinste Details sollten sorgfältig bewahrt werden. Die Elemente der verschiedenen historischen Stile und Epochen – Mittelalter, Renaissance, Barock und Neugotik – erstrahlen jetzt in neuem Glanz und vermitteln einen außergewöhnlichen Eindruck von einem subtilen, aber faszinierenden architektonischen Potpourri. Es war genau dieses Vermächtnis, das das European Heritage Project zu bewahren suchte. Vor allem die Rekonstruktion des über 40 Meter hohen historischen Bergfrieds, der im 18. Jahrhundert nach einem Blitzschlag eingestürzt und in der Folge abgetragen worden war, stellte eine besondere Herausforderung dar. Der Wehrturm, der seit jeher als das bedeutendste Zeugnis der lokalen hochmittelalterlichen Adelskultur galt, ist heute nicht mehr nur eine geisterhafte Erinnerung, sondern eine Realität, die die Schlossanlage als Einheit komplettiert. Heute ist er wieder das weithin sichtbare Wahrzeichen der stolzem Burg.

KAUFSITUATION
Nach 600 Jahren Familienbesitz ruinierte sich der letzte Adelsherr von Hofhegnenberg im Glücksspiel. Trotz seiner Versuche durch den Verkauf großer Landflächen wenigstens das Schloss zu retten, konnte der Untergang nicht verhindert werden. Selbst die Verwertung des gesamten über 600 Jahren angesammelten Familienvermögens, das hieß vor allen Dingen der Verkauf von erstaunlichen 1.000 Hektar um das Schloss gelegener langwirtschaftlicher Flächen sowie des größten Teils des historischen Inventars, reichten letztlich nicht aus um die Schulden zu begleichen. Am Schluss drohte das Finanzamt, das bereits eine Zwangssicherungshypothek hatte eintragen lassen, mit Zwangsverwertung und Räumung.
Zum Zeitpunkt des Erwerbs des Schlosses durch das European Heritage Project war der Verfall verursacht durch Feuchtigkeit, Frost und Schimmelpilz offenkundig. Die Gebäude waren auch im Winter aus finanziellen Gründen nicht mehr beheizt worden, überall traten Frostschäden zu Tage. Der gesamte Nordflügel des Schlosses drohte einzustürzen. Bei einem der Wirtschaftsgebäude waren die Bauschäden so weit fortgeschritten, dass eine Renovation nicht möglich war und aus Sicherheitsgründen der Abriss die einzige Option blieb.Die Sanierung des Schlosses wurde zu einem Wettlauf gegen die Zeit.
DATEN UND FAKTEN
Das Schloss Hofhegnenberg befindet sich auf dem Roßberg, etwa 40 Kilometer nordwestlich von München und 20 Kilometer südöstlich von Augsburg. Es liegt östlich des Dorfes Steindorf im Kreis Aichach-Friedberg, Schwaben (Bayern). Das Anwesen umfasst insgesamt rund 5 Hektar Land und besteht aus einem 3,5 Hektar großen, geschlossenen Park rund um das Schloss und weiteren 1,5 Hektar Wirtschaftsflächen im Nordosten. Um einen großen Innenhof gruppieren sich vier mehrgeschossige Flügel mit drei Türmen, einem Torgebäude und einer integrierten Schlosskirche. Sie bilden die Haupteinheit mit einer Gesamtfläche von 4.000 m² und einer Wohnfläche von 2.500 m². Darüber hinaus befindet sich auf dem Grundstück eine weitere freistehende Gebäudeeinheit, das Gärtnerhaus, im Nordosten, sowie ein großer Wirtschaftshof aus dem 19. Jahrhundert mit einer Fläche von 10.000 Quadratmetern. In der Denkmalliste Lkr. Aichach-Friedberg wird die Anlage wie folgt beschrieben:
“Schloß, um einen Hof gruppierte Anlage des 12.-19. Jh., im wesentlichen 16. Jh.; traufseitiger Eingangstrakt mit Walmdach und Schleppgauben, Toreinfahrt, barock, daran anschließend zwei Giebelbauten, mittelalterlicher Bergfried, Schloßkapelle, Mitte 16. Jh. und 1726 erweitert; mit Ausstattung; Parkanlage, südlich anschließend.”
GESCHICHTE
13./14. Jahrhundert: Bau eines Bollwerks
Es ist anzunehmen, dass der Bau der ursprünglichen hochmittelalterlichen Festung etwa zu Beginn des 14. Jahrhunderts begann, als die Ministerialenfamilie Hegnenberg ihre ursprüngliche Motte und den Burghof auf dem heutigen Althegnenberg, nur fünf Kilometer von Hofhegnenberg entfernt, verließ. Die gleichnamige, höchstwahrscheinlich aus Oberschwaben stammende Verwandtschaft wird erstmals Ende des 12. Jahrhunderts in einem offiziellen Dokument erwähnt, wobei Engelschalk und Hermann von Hegnenberg als Vasallen des bedeutenden Hauses der Welfen aufgeführt wurden.Historiker gehen davon aus, dass Hofhegnenberg um das Jahr 1300 höchstwahrscheinlich auf Geheiß des Hauses Wittelsbach erbaut wurde, um als Bastion und Drohkulisse gegen das Hochstift Augsburg zu dienen. 1296 hatte der Augsburger Bischof die Wittelsbacher Burg Kaltenberg zerstören lassen. Aus dessen Steinen, so die Sage, wurde die Burg Hofhegnenberg errichtet. Ironischerweise geht die erste schriftliche Erwähnung der eigentlichen Festung auf den 24. Oktober 1354 zurück, in der der Ritter Winhart von Rohrbach der Augsburger Herrschaft verschiedene Landstriche vermachte, darunter neun Hektar Land außerhalb der „Burg zu Haegniberg“.
15. und 16. Jahrhundert: Von einem Jahrhundert erfolgloser Verwaltung bis zur Renaissance der Ritterlichkeit unter Georg von Hegnenberg-Dux
Zwischen 1399 und 1540 stand Hofhegnenberg nicht mehr unter der Herrschaft der Familie Hegnenberg, sondern war als Lehen an einen herzoglichen Pfleger oder Oberherrn weitergegeben worden. Der hatte wohl kein besonderes Interesse an der Anlage, sodass die Festung stark verfallen war, als sie 1542 in den Besitz der Familie Georg von Hegnenberg-Dux (1509-1589) zurückkehrte.
Georg von Hegnenberg-Dux war der morganatische Spross des bayerischen Herzogs Wilhelm IV. Er wurde vor allem als Ritter des Kreuzes von Burgund geehrt und berühmt, wurde aber auch als der “glühende Jüngling Georg” gefeiert: Er hatte sich bereits im zarten Alter von fünfzehn Jahren einen Namen gemacht, als er während des Italienischen Krieges von 1521-26 bemerkenswerten Mut bewiesen haben soll. Später rettete er sogar den Heiligen Römischen Kaiser und König von Spanien, Karl V. (1500 – 1558), aus einem maurischen Hinterhalt in der Schlacht um La Goulette und ermöglichte so 1535 die christliche Eroberung von Tunis. Noch bevor Karl V. gegen Frankreich in den Krieg ziehen konnte, beantragte Georg die Befreiung vom Dienst um endlich in seine bayerische Heimat zurückzukehren.Bei seiner Ankunft 1542 heiratete er eine Hofdame, Wandula von Paulsdorf und erhielt Hofhegnenberg von Wilhelm IV., Herzog von Bayern (1493 – 1550) als Lehen. Als Georg 1547 während des Schmalkaldischen Krieges auf das Schlachtfeld zurückkehrte, diente er wiederum erfolgreich dem römischen Kaiser Karl V. und trug damit zum Sieg über die lutherischen Gegner bei. Er wurde von seinem Vater, dem Herzog von Bayern, hoch belohnt und zum Gouverneur von Ingolstadt, der damals strategisch wichtigsten Festung Bayerns, ernannt. Darüber hinaus erhielt Georg 1554 die prestigeträchtige Auszeichnung Ritter vom Goldenen Sporn. 1557 konnte der Stammvater der Adelsfamilie Hegnenberg-Dux die Renovierung der Burg Hofhegnenberg endgültig abschließen und dann einziehen.Die Leistung von Georg von Hegnenberg-Dux erreichte 1575 ihren Höhepunkt, als Georgs Halbbruder und Nachfolger des bayerischen Throns, Albert V. (1528 – 1579), ihn zum ständigen Gouverneur von Ingolstadt erwählte und ihm und seinen männlichen Erben das Erbrecht für das Schloss gewährte. Das Haus Hegnenberg entwickelte sich so vom einfachen Vasallen zum Erbadel, dank Georgs uneingeschränkter Loyalität zu seinen Herrschern, einer verbotenen Liaison seines Vaters und natürlich Georgs strategischem Geschick und seiner Ritterlichkeit.
Heute befindet sich im südlichen Anbau der Schlosskirche St. Maria, der angrenzenden Wilgefortis-Kapelle ein lebensgroßes, rotmarmornes Standbild in einem Epitaph von Georg von Hegnenberg-Dux. Das Epitaph, das dem untadeligen Ritter gedenkt, war ursprünglich in der Franziskanerkirche (heute Jagdmuseum) in der Neuhauser Straße in München aufgestellt und wurde nach Auflassung des Franziskanerklosters unter Maximilian I. nach Hofhegnenberg verlegt. Es ist von einer Renaissance-Ädikula umgeben und präsentiert den verstorbenen Patriarchen des Hauses Hegnenberg in einer selbstbewussten, kraftvollen Pose, die Arme in die Hüfte gestellt, und in vollem Harnisch.
17. Jahrhundert: Der Dreißigjährige Krieg und wie Hofhegnenberg zum Wallfahrtsort wurde
Es war am 23. Mai 1618 als zwei königlich böhmische Abgesandte und ihr Sekretär während eines protestantischen Aufstandes im Prager Rathaus aus dem Fenster gestürzt wurden. Glücklicherweise überlebten die drei Beamten den 21 Meter tiefen Sturz aus dem dritten Stock. Dieser Vorfall ging als Zweiter Prager Fenstersturz in die Geschichte ein und markierte den Beginn des zunächst noch religiös motivierten Dreißigjährigen Krieges zwischen der Katholischen Liga und der Evangelischen Union, der von 1618 bis 1648 andauern und Deutschland verwüsten sollte.
Der Dreißigjährige Krieg, früher bekannt als Schwedenkrieg, wurde zu einem Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Ein Drittel der Bevölkerung des Landes kam ums Leben. Es war ein Krieg, der Tod, Elend und Verwüstung brachte und niemanden verschonte. Nach der Kapitulation Münchens 1632 kam das Chaos auch in die bayerischen Regionen zwischen München und Augsburg. Die Schweden marschierten ein und besetzten zweimal das Brucker und das Wittelsbacher Land – einmal zwischen 1632 und 1634 sowie zwischen 1646 und 1648 – und hinterließen beide Male eine Spur der Verwüstung.
In dieser Zeit soll auf Schloss Hofhegnenberg ein wundersames Ereignis stattgefunden haben. Obwohl die Vorkommnisse nur schemenhaft überliefert sind, sind sie bis heute im Gedächtnis der lokalen Bevölkerung lebendig geblieben. Die Legende erzählt die Geschichte einer schwedischen Reitergruppe, die bei der ersten Invasion am Schloss Hofhegnenberg angekommen sein soll. Die Männer kochten gestohlenes Geflügel am offenen Feuer im Schlosshof. Einer der Reiter, so heißt es, nahm dann das gotische Gnadenbild der Jungfrau Maria vom Altar der Schlosskirche und warf es in das Feuer. Der Legende nach lag die Ikone in den Flammen. Aber Hitze und Ruß konnten ihr nicht schaden. Sie wurde nicht einmal schwarz. Auch weitere Versuche das Gnadenbild zu verbrennen scheiterten. Das ärgerte den Soldaten so sehr, dass er die Madonna aus dem Feuer riss und sie mit einer lästerlichen Verleumdung wegwarf. Aber plötzlich verwandelte sich seine Wut, ob der gotteslästerlichen Tat, in blanke Panik. Von Entsetzen erfasst sammelten die Schweden in aller Eile ihr Hab und Gut und stürmten davon. So wurden weder die Kirche noch die Burg beschädigt und so auf wundersame Weise zum einzigen Ort der Region, der von den Zerstörungen des Krieges gänzlich verschont blieb. Die Madonna wurde an ihren rechtmäßigen Platz, den Altar der Kapelle, zurückgebracht, wo sie bis heute steht und ihre schützende Hand über Schloss und Kreis hält. Die Geschichte dieses wundersamen Ereignisses sollte sich bald über die Grenzen von Hofhegnenberg hinaus verbreiten und dazu führen, dass das Schloss und die dazugehörige Kapelle zu einem berühmten Wallfahrtsort wurden.
Die gotische Figur der Heiligen Jungfrau Maria mit dem Jesuskind bildet das Zentrum des Altarbildes der Kirche und stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die sitzende Madonna mit einer barocken Aureole, die im 18. Jahrhundert erweitert und mit acht Putten verziert wurde, die auf Kumuluswolken sitzen, wird von der Arkade des Altars umrahmt, die das ikonische Bild umgibt. Das Retabel selbst stammt aus dem Jahr 1739. Die benachbarten Figuren auf dem Altar, die den Heiligen Georg und den Heiligen Nikolaus darstellen, wurden beide vom bayerischen Ikonographen Bartholomäus Kriechbaum (1643 – 1692) im 17. Jahrhundert geschaffen.
Die barocken Fresken an der Decke der Kapelle – um 1740 entstanden – zeugen noch heute von der Legende um das Marienwunder aus dem Dreißigjährigen Krieg.
18. Jahrhundert: Frieden und Wohlstand auf Schloss Hofhegnenberg
Ein Zeitgenosse beschrieb Schloss Hofhegnenberg:
„Auf dem Roßberg – der höchsten Erhebung auf halbem Weg zwischen München und Augsburg – liegt Schloss Hofhegnenberg. Von Südwesten aus betrachtet, erhebt es sich über seine Nachbargüter, mit einem Wirtschaftshof auf dem Burggelände, einem kleinen Dorf gleichen Namens und einigen Bauernhäusern davor. Die gesamte Landschaft ist idyllisch, mit geordneten Feldern und Bäumen, soweit das Auge reicht. Die größere Einheit bildet einen Park, mit einem kleinen Lustgarten und einem Pavillon in der Mitte – abgeschlossen durch einen bescheidenen Schlossgraben, der sowohl dem Burgherrn als auch den Passanten einen ungestörten und uneingeschränkten Blick auf das Anwesen und das prächtige Herrenhaus ermöglicht.
Schon von weitem lockt die Steinfassade des Schlosses. Die Frontansicht lädt den Betrachter ein, das Torhaus zu bewundern, das von zwei kleinen, dekorativen Türmen eingerahmt ist, die den aufsteigenden Glockenturm direkt hinter dem Tor etwas weniger streng erscheinen lassen. Der Gebäudekomplex wird insgesamt von rechteckigen Strukturen dominiert, die aus fünf Satteldachwohnungen bestehen, die alle verschieden hoch sind und so einen spielerischen Eindruck vermitteln, ohne die Gesamtklarheit der Architektur zu beeinträchtigen. Darüber hinaus zeichnet sich die Rückseite des Schlosses neben dem imposanten Glockenturm durch zwei weitere Türme aus, von denen der linke mit einem für den deutschsprachigen Raum in Alpennähe charakteristischen Zwiebeldach gekrönt ist und deutlich höher ist als der schüchterne Zwilling auf der rechten Seite.”
Diese kurze Beschreibung einer malerischen Umgebung basiert nicht auf einem realen Ort als solchem, sondern auf einer dreihundert Jahre alten Darstellung des Schlosses Hofhegnenberg aus dem Jahr 1701. Es zeigt das Schlossgelände in der Interpretation von Michael Wening, dem berühmten bayerischen Hofstecher (1645-1718). Es ist unwahrscheinlich, dass sein Werk eine historisch detailgetreue Darstellung ist. Wening nutzte gerne verschiedene Techniken, die wir heute als Melange oder Pastiche bezeichnen würden, als er versuchte, verschiedene Winkel und Perspektiven zu einem einzigen Bild zu verschmelzen. Aber es war keine Täuschung oder ein unrealistischer Perfektionismus, der ihn motivierte. Tatsächlich fiel sein kreativer Prozess finanziellen Kürzungen zum Opfer, die den Graveur zwangen, Fakten mit Fiktion zu verbinden. Zeit- und Kostenwirtschaft wurden gefordert, denn die Herstellung von Kupferstichen war nicht nur zeitaufwendig, sondern auch mit hohen Materialkosten verbunden. Dementsprechend musste er möglichst viele Aspekte, Winkel und Facetten in einen einzigen Stich, in ein einziges Bild, bringen. Diese Aufgabe erforderte mehr Kreativität und Fantasie als reine Handwerkskunst. Was den historischen Ursprung und die Bedeutung des Kupferstichs von Michael Wening betrifft, so ist ein auffälliges Detail zu erwähnen. Als Herzog Max Emanuel II. (1662 – 1726) die Topografie Bayerns in Auftrag gab, tat er dies nicht nur für die Regional- und Kulturwissenschaften, sondern hatte damit auch etwas im Sinn: die Förderung Bayerns anderswo durch die Darstellung des Reichtums des Landes. Da weite Teile Mittel- und Nordeuropas noch immer die Spuren der Zerstörung und Verwüstung des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) trugen, war es wichtig, talentierte Künstler, Wissenschaftler, Handwerker und sogar reiche Investoren zu gewinnen. Die wirtschaftliche und politische Entwicklung Bayerns musste voranschreiten. Zu diesem Zweck war ein detailliert illustrierter Katalog zweifellos überzeugender als jedes aufwändige Faltblatt. Und Orte wie Hofhegnenberg mit seiner prächtigen Hofburg verkörperten die Grundidee des Projekts von Max Emanuel.
Das 18. Jahrhundert für die Hofhegnenberg eine insgesamt ereignislose, vornehmlich friedliche Zeit war. Die Koalitionskriege ließen Bayern aufgrund der Neutralitätspolitik des Herzogtums bis 1779 praktisch unberührt. 1790 wurde der Dollinger Zweig der Herren von Hegnenberg noch zu Kaisergräflingen ernannt. Im selben Jahr wurde das westliche Tor des Schlosses neugotisch umgebaut, und dies war in der Tat die letzte wesentliche Änderung der Struktur des Kerngebäudes.
19. Jahrhundert und darüber hinaus: Im Bann der Französischen Revolution
Napoleon Bonaparte (1769-1821) und die 1792 begonnenen und bis 1815 andauernden Koalitionskriege hinterließen erst im späteren Verlauf deutlichere Spuren in Bayern und auch auf Hofhegnenberg. Nachdem Maximilian IV. (1756-1825) und Napoleon 1801 beschlossen ein freundschaftliches Bündnis zwischen Bayern und Frankreich zu bilden, folgten tiefgreifende Veränderungen.
Einerseits initiierte Maximilian, Herzog von Bayern, der stark von der Aufklärung beeinflusst war, 1802 unter der Schirmherrschaft seines fortschrittlichen Ministers Maximilian von Montgelas (1759-1838) die Säkularisierung des Landes. Dies führte zur Auflösung und Enteignung aller Klöster und Abteien sowie mehrerer anderer kirchlicher Institutionen. Die Folgen der Säkularisation brachten eine der stärksten Veränderungen in der bayerischen Geschichte. Diese Entscheidung sollte auch nicht die Schlosskirche St. Maria verschonen. Sie verlor ihre Bedeutung fast über Nacht und musste die mehr als hundertjährige Geschichte als Wallfahrtsort beenden.
Andererseits beförderte die Allianz mit dem napoleonischen Frankreich 1806 Bayern vom Herzogtum zum Königreich. Dies wiederum führte zur Erweiterung der Herrschaft des Landes mit der Annexion der Gebiete Schwaben, Franken und Teile der Pfalz. Herzog Maximilian wurde zum ersten König von Bayern.
Die Gartenlandschaft des Schlosses spiegelt diesen Wandel in ihrer Gestaltung noch heute wider. Die angebliche „barocke Dekadenz“ musste im 19. Jahrhundert schließlich Platz für eine „erhabene“, von der Natur inspirierte Ruhe machen. Die meisten Landschaftsänderungen wurden vom Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné (1789-1866), dem ehemaligen Schützling von Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823), dem genialen Schöpfer eines der größten Stadtparks der Welt, dem Englischen Garten Münchens, durchgeführt. Lenné war jedoch selbst ein innovativer Denker, der nicht nur die Kunst der Gartenkonzeption beherrschte, sondern eine eigene einzigartige Handschrift entwickelte, indem er in seinen Projekten strengere, französische Geometrien wiedereinführte und diese mit idyllischen und naturalistischen Landschaften verband. Im Alter von nur 26 Jahren wurde Lenné von König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) an den preußischen Hof beordert und später sogar zum kaiserlichen Gartenbauingenieur ernannt. Während seiner Karriere realisierte er Projekte wie die Gründung des Berliner Tiergartens und die Neukonzeption von Sanssouci. Vor allem aber wurde Lenné beauftragt, in Potsdam, Berlin und Umgebung Grünflächen komplett umzugestalten und anzulegen. Lenné revolutionierte das städtische Umfeld und die Freizeitgestaltung wie keiner seiner europäischen Kollegen und ist auch heute noch eine treibende Kraft bei der Inspiration zeitgenössischer Landschaftsgestalter. Und auch in Hofhegnenberg sollte er seine Vorstellungen umsetzen. Schloss Hofhegnenberg ist mit einer Fläche von 5 Hektar ein relativ kleines Projekt in seinem Schaffen und gehört zu seinen früheren Werken. Die Faszination des Schlossparks Hofhegnenberg ist subtiler, aber dennoch außergewöhnlich und belegt die kreative Entwicklung von Lenné.
Einer der letzten namhaften Nachkommen des Zweigs Hegnenberg-Dux und Grundbesitzer von Schloss Hofhegnenberg war der bayerische Politiker Friedrich von Hegnenberg-Dux (1810-1872). In Anlehnung an die oben genannten erneuerten europäischen Ideale, die das kontinentale philosophische und politische Klima revolutionierten, diente er als Mitglied im Bayerischen Landtag. Er wurde erster Präsident der Zweiten Kammer, wo er bis 1857 wirkte. Obwohl selbst Adliger, war er einer der liberalen Führer des Landtags und setzte sich stark für eine neue nationale politische Linie ein. Dieser liberale Geist inspirierte ihn schließlich dazu, Mitglied des Frankfurter Parlaments zu werden, der ersten frei gewählten Volksvertretung Deutschlands, die während der Deutschen Revolution 1848-49 eingesetzt wurde. Nach seiner Pensionierung wurde er 1871 zum bayerischen Staatssekretär und Ministerpräsidenten ernannt und blieb bis zu seinem Tod im folgenden Jahr in dieser Funktion.Durch die Heirat von Otto Baron von Gebsattel (1855 – 1939) mit der letzten Nachfahrin der Familie, Gräfin Franziska von Hegnenberg (1848 – 1868), wurden die Gebsattels 1902 Nachfolger und Herren von Schloss Hofhegnenberg. Noch vor ihrem Tod veranlasste Franziska, nach dem verheerenden Brand von 1865, den Neubau des neuen Wirtschaftshofes, der den zu klein gewordenen alten ersetzte. Mit Brauerei, Wirtschaftsgebäuden, Ställen, Wagenremise, Wasserwerk, Wirtsstallungen (Stall für Gäste) und Kanzlei rückte er in den Norden des Anwesens.Die Bevölkerung im Umkreis des Schlosses, der Hofmark, war im Laufe der Geschichte häufig von Armut betroffen. Viele Menschen waren in Not, und mit einer wachsenden Zahl von Bettlern vertrauten sie stark auf das Wohlwollen der örtlichen Herrschaft. Im Gegensatz zu den anderen Feudalsystemen verließ sich das Kurfürstentum Bayern weniger auf Leibeigenschaft als vielmehr auf gegenseitiges Vertrauen und systematische Verwaltung. Bayern war etwas „exotisch”, da mehr als die Hälfte des Landes nicht direkt den Herzögen von Bayern gehörte. Dies führte zu einer eher libertären Aufgabenverteilung und machte so den lokalen Adel zum inoffiziellen Herrscher ihres verwalteten Landes und gewährte ihm indirekte Autonomie. So war das Almosengeben für die Herren von Hegnenberg-Dux in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Klerus im 18. und 19. Jahrhundert eine durchaus übliche Praxis, da sie versuchten, zumindest die wachsende Zahl der Bettler zu begrenzen. Dementsprechend nahmen die Barone von Gebsattel diese Aufgabe sehr ernst und versuchten die Nächstenliebe in ihr tägliches Handeln einzubeziehen.
Die wirtschaftliche Lage des Adels hatte sich aber ebenfalls verschlechtert. Weniger auf die Industrie fokussiert, sondern traditionell der Land- und Forstwirtschaft verbunden konnten sie ihre Gewinne nicht wesentlich steigern. Wegen fehlender Kriege und hohen Fortpflanzungsraten gerieten insbesondere die Dritt-, Viert- oder Fünftgeborenen, die keinen Hof erbten, in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Dies spiegelt sich auch im Schloss Hofhegnenberg wider. Ärmere Verwandte zogen ins Schloss und mussten verpflegt werden. Der Rittersaal wurde durch Leichtbauwände in fünf Räume parzelliert um Wohnraum zu schaffen. In die ehemaligen Gesinde- und Handwerksbereiche im Erdgeschoß zogen Angehörige ein. Und selbst auf dem Dachboden wurden Mansarden gezimmert.
Schließlich musste auch die Brauerei nach wenigen Jahren eingestellt werden. Sie war einfach nicht profitabel. Noch heute zeugt ein im Grundbuch eingetragenes Braurecht von dieser Zeit.
WISSENSWERTES & KURIOSES
Das Wappenzimmer
Ein Juwel des Schlosses ist das vollständig restaurierte Wappenzimmer. Es diente als Vorraum zum eigentlichen Richterzimmer. Denn das Schloss besaß die niedere Gerichtsbarkeit über die Hofmark. Grundstücks- und Testamentsfragen wurden hier genauso behandelt, wie Fragen des Güterstandes und kleinere Zivilangelegenheiten. Strafrechtliche, sogenannte peinliche Befugnisse hatte es nicht. Dennoch war man offensichtlich bemüht die Wartenden auf die Wichtigkeit des Gerichts einzustimmen und ein wenig Ehrfurcht zu erzeugen. So jedenfalls lässt sich die Gestaltung des Wappenzimmers erklären.
Der Raum wurde im 17. Jahrhundert errichtet, die letzten Umbauten erfolgten 1752. Die Wände des Raumes befinden sich im Südflügel des Schlosses, auf halbem Weg zwischen dem ersten und zweiten Stock direkt über der Kapelle, und sind mit Holzverkleidungen ausgestattet, die vom Boden bis zur Decke vollständig in kräftigen Farben gestrichen sind. Das historische Chronogramm zeigt fast 200 Wappen regierender Häuser, darunter die des heiligen Stuhls, der Kardinäle und Fürstbischöfe sowie die des Kaisers. Aber auch einige fiktive Wappen („älteste Wappen der Welt“) wurden kreativ hinzugefügt, wahrscheinlich um dem Gericht eine exotischere und kosmopolitischere Ausstrahlung zu verleihen. Extravagant aussehend und aufwendig in der Illustration, ist der Saal der Inbegriff für edle, repräsentative Inneneinrichtung, Selbstgestaltung und Internationalität. Es ist zweifellos ein Raum, der heute als lebendiges Tor zur Geschichte dient.
Michael Wening
Ähnlich wie bei seiner Illustration von Hofhegnenberg schuf Wening im Auftrag von Maximilian II. Emanuel (1662-1726), Kurfürst von Bayern, etwa 1000 Veduten bayerischer Städte, Burgen und Klöster für die vierbändige Topografie „Historico- topographica descriptio Bavariae“. Die zwischen 1701 und 1726 entstandenen Stiche der Anthologie wurden von Textbeschreibungen begleitet, die von Wenings Zeitgenossen Ferdinand Schönwetter, einem Jesuitenpriester, verfasst wurden. Für die heutigen Wissenschaftler ist die „Historico-topographica descriptio Bavariae“ ein für das Verständnis der Entwicklung auf dem Gebiet der Topografie entscheidendes Werk. Dennoch hat Wenings Lebenswerk nicht nur aufgrund seiner Topografie, sondern auch durch seine sorgfältige Interpretation der bayerischen Lebensweise zu Beginn des 18. Jahrhunderts an Bedeutung gewonnen. Seine „petit genres“ schilderten das Leben jenseits der Grenzen des gesellschaftlichen Status, vom Bettler bis zum Adligen, wobei sie das Leben in Stadt und Land gleichermaßen wiedergaben. Angesichts der historischen Relevanz von Michael Wening ist es umso wichtiger zu erwähnen, dass eine Kopie der „Historico-topographica descriptio Bavariae“ selbst Teil der Sammlung des Schlosses ist.
Wörtlich heißt es bei Wening:
„Dises Schloß vnd Hofmarch in Ober Bayrn, Renntambt München, Bistumb Augsburg, Gerichts Landtsperg, ligt unweit der von dem Lechfluß zwischen ermeldten Landtsperg und Augspurg rechter Hand auff einer angenemmen Höhe in die Vierung erbauet, so daß man der ebnen Gegend halber fast in vier Landtschafften, als nemblich in das Tyrollische Gebürg, in Schwaben, in die Marggraffschafft Burgau, vnd dann in Bayrn frey außsehen kan. Aventinus lib 7fol 478 schreibt, daß Hertzog Ludwig in Bayrn von Conrado, letzterem Hertzog in Schwaben, neben noch mehr anderen Orthen auch die Graffschafft Möring erkauffet habe, warmit er auch Hegnenberg muß erhandlet haben, als zu welchem Schloß noch theils Möringische Underthanen mit verschydenen Vogtey- en, Scharwercken vnd mehr anderen Gerechtsamen gehörig; wie sich dann dises Land- guet vermög alter Briejjlichen Urkunden schon von 2 biß 300 Jahren her selbst ein Graf- vnnd Herrschafft geschriben, ja das Hertzogliche Hauß Bayrn vi! Jahr also besessen hat. Anfangs zwar, laut der alten Saalbücher, stundte das Schloß nicht an disem Orth zu Hof, sonder bey dem Dorff Alt-Hegnenberg, so damahls wegen gewiser noch verhandenen Wahrzeichen ein Stätt/ein solle gewesen seyn, dessen Zerstehrung vermuethZich alsdann geschehen, da Carolus Magnus mit seinen Francken vnd Frantzosen gantz Bayrn biss in Oesterreich überzogen, oder das die Hunnen vnd Ungarn Biss ans Lechfeld alles verwüstet. Nachdem aber dises Guet an Hertzog Stephan von Ingolstatt kommen, vnd selbiger sambt seinem Herrn Bruder Hertzog Friderich von Landtshuet mit Augspurg, vnnd dem so genannten Rheinischen Bund, der Orthen starcke Krieg geführt, hat er das jetzige Schloß ein kleine Stundt von Alt-Hegnenberg näher an den Lechjluß auff die Höhe zu Hof vor eine Vestung erbauen, vnnd wie noch zusehen, mit Wällen und Bollwer- cken verschantzen lassen; allwo dann allem Augenschein nach ein stätte Besatzung, vnd mancher Streitt, ja rechte Belagerung muß gewesen, vnd vorgangen seyn, weil sich allda neben anderen Zeichen auch verschydene Streittbichl, bevorab im Gehültz, so hiervon noch Streittheimb hausset, hin vnnd her befinden. Umb den Schloßberg gibt es zwey große vnd etlich kleine Weyer, darinn sonderbar gute Karpfen fast Jarlicn zu fischen. Der Grund vnd Feldbau ist gleichfalls von allerley Sorten Getraidt sehr fruchtbar. Neben einem grossen Buechwald zu Landtperriedt im Gericht Landtsperg ist man auch sonst mit Holtz zum Breuhauß, Ziegl- vnd Kalchofewn genuegsamb versehen. Hierzu gehören 6 Dorffschafften mit aller Nidergerichtbarkeit…In der schönen vnd grossen Schloß-Capell rastet ein gar altes höltzenes UL. Frauen Bildlein, warbey vil Zeichen geschehen, vnd ein große Andacht auß der Nachbarschafft verspüret wird. Ferners, vnd wie schon oben gesagt, nachdem dises Guet lange Zeit vom Hauß Bayrn besessen, vnd durch dessen Beambte verwaltet worden, ist selbiges von Hertzog Wolff- gang einem Sohn Alberti III widerumb an Wilhelmum IV kommen, der es dann Georgen dem Duxen; als sich diser mit Wandula von Paulsdorf! einer Hof-Crammer Freylein verehelichte, auf! beyder Lebenslang zu ihrem Unterhalt, mit allen Rechten und Ge- .rechtsamben überlassen; wavon es dann annoch dises Geschlecht der Duxen also besitzet, vnd wegen deß langen Inhabens den Namen von Hegnenbergführet. Dermah- liger Innhaber ist Herr Friderich Peter, Freyherr von Hegnenberg, genannt Dux. …Endlich nach vilen Jahren ist mehrerwenter Dux der Kayserl. Kriegsdiensten in Gna- den, vnnd mit schönen Rechs-Freyheiten begabet erlassen, von Alberto 111 Hertzog in Bayrn zum ersten Statthalter zu Ingolstatt (massen es anvor nur ein Hauptmannschafft ware) ernennet, auch mit dem Schloß Hegnenberg in eben der Gerechtsame, wie vorhe- ro von Wilhelmo IV auf sein vnnd seiner Gemahlin Lebenlang, jetzt auf! seine Mann- liehe Nachkommen belehnet worden. Er aber starbe im 85. Jahr zu Ingolstatt, vnd wurde bey den PP. Franciscanern zu München beygelegt, allwo sein Grabmahl auß Marmor annoch zusehen. Denckwürdig ist, daß er seinen langen und dicken Barth in einem roth-sammeten Beutl für einen Brustfleck zugebrauchen pjlegte, vnd wann er selbigenfliegen lassen, darauf! stehen kundte. Er ist auch von einer vngemeinen Stärcke gewesen, wie dessen Wahrzeichen noch in der Churfürstl. Kunst-Cammer vnd Zeughauß zu München verhanden.” (Wening, 69)
Vergleicht man den modernen Zustand des Schlosses mit seinem Aussehen um 1700, so sind vor allem landschaftliche Veränderungen zu erkennen: Der Lustgarten mit seinem Pavillon, das weitläufige Bollwerk um das Schlossgelände, die strenge Geometrie und die barocke Theatralik schafften Platz für eine klar strukturierte und von der Natur inspirierte Ungezwungenheit. Der ursprüngliche Baumbestand ist erhalten geblieben, und die historischen Wege wurden inzwischen restauriert, sodass die Bewohner der Burg die Möglichkeit haben, einen ausgedehnten Spaziergang zu unternehmen. Teile der Gewölbe, Erdwerke und Schanzen des alten Bollwerks sind noch erhalten. Der rechteckige Wirtschaftshof wurde vom Südosten in den Nordosten verlegt.
Prähistorische Grabstätten
Die Burganlage von Hofhegnenberg birgt viele Geheimnisse, die noch nicht enthüllt sind. Schon seit langer Zeit wird angenommen, dass die im südlichen Teil des Anwesens gelegenen Erdhügel alte, prähistorische Grabhügel sein könnten. Zum einen ist eine solche geologische Struktur in der Umgebung nicht zu finden. Sie scheinen auch keinen eiszeitlichen Ursprung zu haben. Solche Hügelgräber finden sich meist auf den markantesten Erhebungen einer Region, wohl aus der Vorstellung heraus hier dem Himmel besonders nahe zu sein. Tatsächlich liegen besagte Hügel mit einem Radius von ca. 6 Metern auf dem höchsten Punkt zwischen München und Augsburg. Ein zusätzlicher plausibler Grund für diese Spekulation ist die Tatsache, dass sie von ehrwürdigen Linden bedeckt sind – die Linde war den Germanen heilig und ist häufig auf ihren Gräbern zu finden. Archäologische Funde auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Aichach-Friedberg belegen zudem, dass dieses Gebiet seit mindestens zehntausend Jahren bewohnt ist. Darüber hinaus ist belegt, dass sich die germanischen Stämme der Alemannen und Bayern gegen Ende des 5. und Anfang des 6. Jahrhunderts mit dem Ende der römischen Herrschaft über die Provinz Rätien in diesem Gebiet niederließen. Als klares Zeichen des Respekts und der Unterscheidung war es schließlich für die Bestattungen der germanischen Stämme geradezu charakteristisch ihre wichtigsten Mitglieder unter ähnlich dimensionierten Grabhügeln in darunter liegenden Grabkammern zu bestatten. Oftmals wurden den Toten auch Grabbeigaben wie Lebensmittel, wertvolle Geschenke, Kleidung, Schmuck und Waffen mitgegeben. Untersuchungen mit dem Bodenradar könnten die notwendigen Informationen liefern, um diese Theorie entweder zu beweisen oder zu widerlegen, ohne die vorhandene Substanz des Erbes oder die zugrunde liegenden archäologischen Schätze zu schädigen oder gar zu gefährden.
Die alte Brauerei & Geheimgänge
Der angrenzende Wirtschaftshof des Schlosses, der sich früher auf der Westseite des Anwesens befand, wurde im 19. Jahrhundert nach Norden verlegt. Der Grund für die Verlagerung könnte durch den verheerenden Brand im Jahr 1865 in der ehemaligen Brauerei, die sich ebenfalls im Westen befand, begründet sein. Der Brand war zudem entscheidend für die Gründung der örtlichen Feuerwehr im selben Jahr. Der neue Wirtschaftshof nahm ab 1867 seinen Betrieb auf und mit ihm auch das neue Sud- und Malzhaus. Der Brauereibetrieb erwies sich aber schon bald als unrentabel. Bereits um 1900 wurde die Produktion wieder eingestellt. Unter dem heutigen Brauereigebäude verstecken sich viele Kellergewölbe und -räume, die sich über zwei Stockwerke erstrecken und die notwendigen Lagerkapazitäten selbst großer Brauereien übersteigen. Es besteht ein ausgedehntes Tunnelsystem mit unter dem Wirtschaftshof versteckten Flucht- und Funktionswegen, aber die meisten Teile dieser Korridore sind nicht mehr zugänglich, da sie entweder eingestürzt oder zugemauert wurden. Hier laufen Freilegungsarbeiten. Lokale Sachverständige spekulieren seit langem, dass diese Geheimgänge ursprünglich zum benachbarten Althegnenberg oder sogar weiter bis zum 14 Kilometer entfernten Kissing bei Augsburg führen.
Geister
Manche Bewohner des Dorfes Hofhegnenberg beschwören auf dem Grundstück des Schlosses eine weiße Frau gesehen zu haben. Diese soll nicht nur in den Gang- und Kelleranlagen spuken, sondern auch auf dem Dachboden des Schlosses.
Die unterirdische Munitionsfabrik
Hartnäckig halten sich Gerüchte und Erzählungen über eine unterirdische Munitionsfabrik im Bereich der Brauerei während des Zweiten Weltkrieges. Tatsächlich finden sich hier zahlreiche Einbauten aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, konkrete Beweisfunde konnten bisher aber nicht bestätigt werden.
Drehort für TV-Serie
Seit 1988 diente das alte Hofmarktschloss für die Fernsehserie Forsthaus Falkenau als Kulisse des fiktiven Schlosses Bernried in Küblach im Bayerischen Wald. Nachdem 2006 ein Großteil der Hauptdarsteller aus der Serie ausgestiegen war, darunter auch die fiktiven Bewohner des Schlosses, wurde es in der Serie nicht mehr gezeigt und erwähnt. Auch in anderen Fernsehserien diente das Schloss als Kulisse.
ARCHITEKTUR
Gesamtstruktur
Historiker gehen davon aus, dass Schloss Hofhegnenberg höchstwahrscheinlich von den Wittelsbacher errichtet und 1354 erstmals offiziell dokumentiert wurde. Zwei Jahrhunderte später wurde die ursprünglich mittelalterliche Festung durch eine Hofburg ersetzt. Sie zeigt den Übergang von einer zur Verteidigung gebauten Festung zu einem repräsentativen Schloss, das nicht mehr nur der Befestigung und dem Schutz diente, sondern auch der Schaffung anspruchsvoll geplanter Gesellschaftsräume.
Das Schloss Hofhegnenberg zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Gesamtstruktur mit einem faszinierenden architektonischen Potpourri aus, das sich aus Stilelementen vom Mittelalter über die Renaissance, den Barock bis hin zur Neugotik zusammensetzt. Innerhalb des Gebäudekomplexes gibt es mehrere Stilelemente aus dem 16. und 17. Jahrhundert, wie zum Beispiel geschnitzte Steinwappen der Adelsfamilie Hegnenberg, die verschiedene Bereiche der Fassade schmücken. Eines davon befindet sich im Innenhof neben dem massiven Holzportal zur Kapelle St. Maria, das in den Nordflügel der Burg integriert ist. Der vierflügelige Hauptkomplex des Schlosses, der insgesamt von rechteckigen Baukörpern dominiert wird, besteht aus fünf Giebelgebäuden. Diese sind alle verschieden hoch, wobei mehrere Türme über allen anderen Bauwerken thronen. Im Westen befindet sich ein neugotisch umgebauter Torbau, umrahmt von zwei kürzeren Türmen, die von Zwiebelkuppeln gekrönt werden. Der angrenzende Wirtschaftshof befand sich einst auf der Westseite des Anwesens, wurde aber im Laufe des 19. Jahrhunderts nach Norden verlegt und vollständig umgebaut, wo er heute noch steht.
Die erste Renovierung der Burg wurde im Jahr 1557 vollendet. Details aus dieser Zeit sind noch heute in der gesamten Schlossarchitektur zu erkennen. Eine dendrochronologische Analyse des Dachstuhls konnte belegen, dass seine Struktur und die verwendeten Materialien aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen.
Der umliegende Landschaftsgarten aus dem 19. Jahrhundert stellt neben der Schlossanlage selbst ein Denkmal dar. Von Peter Joseph Lenné, kaiserlicher Gartenbauingenieur des preußischen Hofes und sagenhafter Landschaftsarchitekt, konzipiert, ist er mit einer Fläche von 5 Hektar ein relativ kleines, dezenteres Projekt in seinem Oeuvre, dokumentiert aber dennoch seinen einzigartigen Stil, der strenge französische Geometrien mit idyllischen und naturalistischen Landschaften verbindet.
Marienkapelle
Die ehemalige Wallfahrtskirche St. Maria, die ursprünglich im Zuge des Umbaus im 16. Jahrhundert errichtet wurde, dient heute als Verbindungsglied zwischen den verschiedenen Bauperioden und Stilepochen von Hofhegnenberg. Im Erdgeschoss der südöstlichen Ecke des Schlosses befindet sich das quadratische Kirchenschiff von 10 x 10 Metern, mit einer Mittelsäule und vier Kreuzgewölben darüber. Das gotische Gnadenbild der Jungfrau Maria mit dem Kind, dem die Kirche ihren Namen verdankt, bildet das Zentrum des sakralen Raumes. Der Ursprung der Madonna wird in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert. Eine goldene barocke Aureole, die Retabel, wurde 1739 hinzugefügt. Aus dem 18. Jahrhundert, als St. Maria noch eine bedeutende Wallfahrtskirche war, stammt eine außergewöhnliche Sammlung von liturgischen Gewändern, Kronen und Zeptern, die noch heute für die Madonna und das Kind an den verschiedenen katholischen Feiertagen zum Einsatz kommt. Die barocke Kapelle besticht durch ihre leuchtenden, blattvergoldeten Altarelemente und einzelnen Ornamente, die gleichmäßig über den gesamten Raum verteilt sind. Das Altarbild ist mit acht Putten geschmückt, die auf Kumuluswolken sitzen, während die Arkade des Altars die ikonische Madonna umrahmt. Auf beiden Seiten des Altars befinden sich zwei lebensgroße Holzfiguren, die den Heiligen Georg und den Heiligen Nikolaus darstellen, die beide vom bayerischen Ikonographen Bartholomäus Kriechbaum geschaffen wurden. Eine barocke Skulptur des Erzengel Michael auf der linken Seite sowie eine des Heiligen Nepomuk auf der rechten Seite definieren die Seitenaltäre. Die Fresken an der Decke der Kirche, die laut Datierung 1751 von dem schwäbischen Meister Ignaz Paur stammen, veranschaulichen die Geschichte der Kirche als Wallfahrtsort und stellen die wundersame Legende der Hofhegnenberger Madonna während des Dreißigjährigen Krieges dar. Die angrenzende Wilgefortis-Kapelle, die 1751, zwei Jahrhunderte nach der Hauptkapelle, erbaut wurde, beherbergt den roten Marmorepitaph von Georg von Hegnenberg-Dux, umgeben von einer Renaissance-Ädikula. Das Epitaph befand sich ursprünglich in der Kirche des Franziskanerklosters auf der Neuhauser Straße in München, wurde aber nach der Auflassung nach Hofhegnenberg überführt.
Weitere Einzeldetails
Der ehemals eingestürzte Wehrturm an der südwestlichen Ecke trägt noch immer die ursprüngliche Bossage am Boden, ist aber durch eine sichtbare Verbindung, die in das Mauerwerk des Glockenturms integriert wurde, optisch vom Rest des Aufbaus getrennt. Von hier ab wurde der Turm wieder neu aufgebaut. Eines der faszinierendsten Details des Söllers liegt im unteren Teil, da es als Palas gebaut wurde, einem repräsentativen Gebäude, das einen großen Saal im ersten Stock enthielt, der sich ähnlich wie die römische Aula im ersten Stock befand und mehr als zwei Meter dicke Wände aufwies. Der Turm konnte in seiner ursprünglichen Höhe von etwas über 40 Meter wiedererrichtet werden und gibt dem Schloss seine Harmonie zurück. Von der obersten Ebene hat man einen freien Blick bis in das 20 Kilometer entfernte Augsburg.
Die nach Osten ausgerichteten Arkaden im Innenhof zeugen vom verspielten Renaissancestil des Schlosses. Vier große Spitzbögen werden durch einfache Pfeiler im Erdgeschoss des Westflügels gestützt, und die Fensterfront im ersten Stock besteht aus sechs kleineren Rundbögen, die von toskanischen Säulen getragen werden und eine offene Galerie, eine Loggia, bilden. Ein blasses Indigo wurde für die erhabenen und zarten Verzierungen der Säulen und Brüstungen der Galerie ausgewählt.
Nach den historischen Quellen wurde der Südflügel mit seinem Rittersaal im 17. Jahrhundert errichtet. Hier bilden Steinplatten aus Solnhofen, einem Jurakalksteingebiet, wie im gesamten ersten Stockwerk noch das ursprüngliche Verlegematerial. Der schwere, schwarz lackierte Kachelofen aus dem 16. Jahrhundert in der Mitte des Saals ist eines der ältesten Objekte des gesamten Schlosses. Es ist jedoch nicht klar, wo er ursprünglich stand, da er dem Rittersaal um ein Jahrhundert voraus ist.
Weitere spezifische Renaissance-Details, die im Schloss verblieben waren, sind die originalen Türbeschläge sowie zwei typisch bayrische Fassadenschränke aus dem 16. Jahrhundert. Außerdem existiert ein Geheimgang, der vom Rittersaal zum Wappenraum führt und sich direkt über der Kapelle befindet.
Das Wappenzimmer wurde im 17. Jahrhundert errichtet, die letzten Umbauten erfolgten 1752. Die Wände des Raumes sind mit Holzverkleidungen ausgestattet, die vollständig in einem historischen Chronogramm bemalt sind und fast zweihundert der ältesten Wappen der Welt aus europäischen Adelsfamilien und dem Klerus darstellen.
Zwei barocke Gemälde des bayerischen Hofmalers Franz Joachim Beich (1666 – 1748), der sich durch die Malerei von Landschaften und Schlachten auszeichnet, gehören zu den wenigen Objekten, die aus dem Originalbestand von Hofhegnenberg gerettet werden konnten. Heute schmücken die Gemälde den „Roten Salon” im Nordflügel des Schlosses und werden neben anderen Werken von Beich ausgestellt, die das European Heritage Project erwerben und in seine Sammlung aufnehmen konnte.
Schließlich gelang es dem European Heritage Project zwei originale Kanonen aus dem 18. Jahrhundert mit dem Wappen der Hegnenberg-Dux auf dem Kunstmarkt zu erwerben, die heute im Innenhof ausgestellt sind.
RESTAURIERUNGS- UND RENOVIERUNGSMAßNAHMEN
Bauteile
Dendrochronologische Untersuchungen an Holzkonstruktionen, wie zum Beispiel an Dachbalken, wurden durchgeführt, um das genaue Alter der Bauteile und der einzelnen Baukörper zu bestimmen. Diese waren nicht nur für allgemeine historische Schätzungen wichtig, sondern auch, um zuverlässigere Bau- und Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten.
Leider konnte eines der ursprünglichen Hofgebäude nicht gerettet werden und musste aufgrund von völlig eingestürzten Dächern abgerissen werden. Der größte Teil des Hofes wurde jedoch erfolgreich wiederaufgebaut und beherbergt heute einen Reitstall mit Gestüt. Auch die historische Brauerei wurde rekonstruiert, wobei Dach und Falz vollständig strukturell erneuert wurden.
Heizung
Bei der Bodensanierung wurde eine Fußbodenheizung installiert, da diese Lösung im Gegensatz zu herkömmlichen Heizgeräten das authentische historische Erscheinungsbild der Räume bewahren konnte. Die Wohnungen im Dachgeschoss wurden nicht nur mit einer Fußbodenheizung, sondern auch mit einer Wandheizung ausgestattet. Um auch in den kalten Wintermonaten einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen, wurde auch in der Marienkapelle des Schlosses eine energiesparende Heizung installiert.
Bodenbeläge
Hier wurden Steinplatten aus Solnhofen, einem Jurakalksteingebiet, als ursprüngliches Verlegematerial erhalten, während gebrochene oder fehlende Platten wieder eingegliedert wurden.
Mauerwerk
Eine der anspruchsvollsten Restaurierungsmaßnahmen bei der Renovierung der Burg war die Fertigstellung des gebrochenen Wehrturms an der südwestlichen Ecke. Es war zwar das Bestreben, diesen Abschnitt zeitnah zu beginnen, aber es wurde die letzte Aufgabe, die erledigt werden konnte. Schließlich erwachte 2012 mit Hilfe der alten Baupläne das verlorene Machtsymbol des Schlosses in altem Glanz und neuem Anstrich wieder zum Leben. Eine elegante und rücksichtsvolle Lösung zu Ehren der Vergangenheit wurde in das Mauerwerk des Turms implementiert, enthüllte die ursprüngliche Bossage am Boden und trennte sie durch eine sichtbare Grenzlinie optisch vom neuen Oberbau. Durch die Darstellung der Flickstelle zwischen altem und neuem Mauerwerk wurde ein beabsichtigter Kontrast geschaffen, der an den vorübergehenden Verfall des Turms erinnert.
Im Hinblick auf das Mauerwerk mussten verschiedene marode Innenwände entfernt, Räume überarbeitet und anschließend Stahlbewehrungen in freiliegende Stützen eingebaut werden um baufällige Strukturen zu verstärken. Aussenwände wurden mit Dämmmaterial verputzt. Das Mauerwerk an der Außenseite erforderte eine Generalüberholung, beginnend mit der Entfernung empfindlicher Bauteile, die später rekonstruiert, neu ausgerichtet und verstärkt oder ganz durch Repliken ersetzt wurden.
Den Renaissance-Arkaden des Innenhofes wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Während auf der Erdtreppe des Westflügels vier große Spitzbögen, die von einfachen Pfeilern getragen wurden, deutlich sichtbar waren, war im ersten Stock der Arkadengang komplett vermauert, wohl eine Maßnahme, die eine besserer Beheizbarkeit des Schlosses gewährleisten sollte. Sechs kleinere, von toskanischen Säulen getragene Rundbögen, die eine offene Loggia bilden, verbargen sich hinter Mauern, die nun entfernt wurden. So wurde die originale Renaissance-Galerie freigelegt und wieder sichtbar gemacht. Die Säulen und Brüstungen der Galerie spiegeln schließlich die goldene Zeit des Schlosses wider. Der sorgfältig ausgewählte blasse Indigo taucht in der Farbe der Schlosstüren wieder auf und schafft ein einheitliches und anmutiges Bild. Auch die herrschaftliche Ritterhalle im Westflügel wurde wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Die im 19. Jahrhundert eingebauten Leichtbauwände wurden entfernt.
HEUTIGE NUTZUNG
Hofhegnenberg war schon immer ein Ort mit regionaler Bedeutung. Hofhegnenberg war aber immer auch ein zugängliches Schloss. Die Bürger des gleichnamigen Örtchens in der Nachbarschaft sehen das Schloss „als ihres“ an. Insoweit war es Anliegen ihnen wieder Zutrittsmöglichkeiten zu verschaffen.
Heute öffnet Hofhegnenberg seine Tore für den Besuch lokaler Schulklassen oder liturgischer Veranstaltungen in der Marienkapelle.
Mit bis zu 1.000 Pilgern ist die Kapelle für eine feierliche Prozession mit anschließender Andacht zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria im Mai für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit einer Agape bedankt sich das European Heritage Project bei der Bevölkerung für das gute Miteinander.
Heute werden jedes Jahr Anfang Dezember außerdem die Räumlichkeiten von Hofhegnenberg festlich dekoriert und die Tore des Schlosses für die Öffentlichkeit geöffnet. Dann findet immer am zweiten Adventswochenende der traditionelle Kipferlmarkt im Schlosshof statt. Die Besucher können weihnachtliche Spezialitäten und süße Leckereien von heißem Apfelstrudel bis zum Gulasch oder der Bratwurstsemmel sowie herzerwärmende Getränke genießen. Noch immer sind es vor allem die Plätzchen, die auf diesem sehr intimen und warmen Weihnachtsmarkt verkauft werden. Organisiert wird der Markt auch mit den örtlichen Vereinen, die sich so der Öffentlichkeit präsentieren können.
Die Gesamteinnahmen des Basars gehen natürlich an wohltätige Zwecke. Das European Heritage Project zum Beispiel betreibt den Glühweinstand und übergibt die Gewinne an drei bis fünf bedürftige Familien der Region.
Das renovierte Schloss ist ein Ort des Miteinander und verleiht der Hofmark ein Gefühl der Kontinuität.
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DER WIRTSCHAFTSHOF
Geschichte und Zustand
Neben dem Schloss befindet sich der alte Wirtschaftshof mit einer Nutzfläche von circa 4000qm. Dieser war erst im 19. Jahrhundert errichtet worden, nachdem der Vorgängerbau auf der Westseite zu klein geworden war. Der ursprünglich vierseitige Gebäudekomplex enthielt Stallungen, Remisen und Speicher für den landwirtschaftlichen Betrieb sowie die sog. Kanzlei, in der die Verwaltungsfunktionen konzentriert waren. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine eigene Schlossbrauerei eingerichtet, die jedoch nach wenigen Jahrzehnten noch vor dem 1. Weltkrieg aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde. Der gesamte Bereich wurde umfangreich unterkellert. So befindet sich unter der Brauerei eine zweistöckige Kellergewölbeanlage, die vor allem der Eisbevorratung für das Bier diente. Zahlreiche unterirdische Stollen durchziehen das Gelände und verlassen in einigen Fällen auch den Schlossbereich. Ihre Destination muss noch erforscht werden. Mit dem Niedergang der Landwirtschaft verlor auch der Wirtschaftshof seine Bedeutung und verfiel zusehends. Mitte des 20. Jahrhunderts stürzte der Nordflügel der Anlage ein und wurde nicht mehr aufgebaut. 2020 musste der nördliche Teil des Ostflügels aus statischen Gründen abgerissen werden.
Baumaßnahmen
Der gesamte Komplex befand sich in einem ruinösen Zustand. Daher konzentrierten sich die ersten Maßnahmen auf die Sicherung der Substanz. Dächer wurden erneuert, Fensteröffnungen geschlossen und tragende Teile ertüchtigt. In der weiteren Folge wurde die gesamte Anlage von Grund auf saniert.
2023 wurde der abgetragene Gebäudeteil im Ostflügel mit einem kubaturgleichen Gewächshaus rekonstruiert. Für den eingestürzten Nordflügel konnte eine Baugenehmigung erwirkt werden. Hier soll die Baulücke geschlossen und die alte Bausituation wiederhergestellt werden.
Nutzung
Für den Wirtschaftshof wurde ein neues Nutzungskonzept erstellt, das die Einbindung der Öffentlichkeit vorsieht. So soll das Brauereigebäude Teil einer Hotelanlage werden, die außerdem den neuen Nordflügel als Rezeptionsbereich vorsieht, sowie eine Schlossgastronomie, bestehend aus einem Biergarten im Hofbereich und einer gehobenen Restauration im Nordflügel, umfasst.

Videobeiträge:
Seit zwei Jahren müssen die Münchner auf ihre Wiesn verzichten. Auf Schloss Hofhegnenberg hat das European Heritage Project nun ein eigenes Oktoberfest für rund 250 geladene Gäste veranstaltet. Unter Wahrung der 3-G Regeln konnte endlich wieder in zünftiger Atmosphäre gefeiert werden!
Jedes Jahr lädt das European Heritage Project die Anwohner der umliegenden Gemeinden zur Marienprozession nach Schloss Hofhegnenberg ein. Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, konnte die Tradition, die auf einer Legende aus dem 17. Jahrhundert beruht, nun wieder stattfinden.
a.tv vom 27.11.2019: Im Wittelsbacher Land – Eierlikör auf Schloss Hofhegnenberg und Dasinger Adventskränze
