The European Heritage Project by Peter Löw
  • About
    • Initiator
    • Heritage Rat
  • Strategie
    • Restrukturierungsplan
    • Die Charta
  • Projekte
    • Projektübersicht
    • Karte
    • Chronologie
  • Experience
  • News
  • DE
    • EN
    • FR
    • IT
  • Suche
  • Menü Menü

Im Cape Dutch Stil erbaut, der traditionellen afrikanischen Architektur, ist Vergenoegd ein Zeugnis der frühen niederländischen Siedlungsgeschichte in Südafrika.

An der Stellenbosch Wine Route, direkt an den Eerste River angrenzend, liegt das Weingut Vergenoegd am Stadtrand von Kapstadt in der südafrikanischen Region Westkap. Von dem Weingut erblickt man den Heldberg Mountain im Osten und den Tafelberg, der sich im Nordwesten erhebt. Im Jahr 1696 ging Vergenoegd erstmals durch eine Schenkung der Niederländischen Ostindien-Kompanie an seinen ersten Besitzer, den Vryburgher Pieter de Vos. Der historische Kern des Anwesens liegt auf einer Werf, einem künstlich angelegten Erdhügel und besteht aus zahlreichen Farmhäusern sowie mehreren ehemaligen Arbeiterunterkünften.

Das Besondere hieran ist vor allem die original erhaltene Bausubstanz, die seit der Erbauung unverändert blieb. Im Cape Dutch Stil, der traditionellen Afrikaner Architektur, erbaut ist Vergenoegd ein Zeugnis der frühen niederländischer Siedlungsgeschichte in Südafrika. Das Weingut ist außerdem das einzig authentisch erhaltene Buren Weingut in Südafrika und zählt deshalb zu den erhaltenswertesten Kulturgütern und Baudenkmälern des Landes.

MORE | LESS

Als die Faures, eine Siedlerfamilie französischen Ursprungs, Vergenoegd 2015 nach 14 Generationen in Familienbesitz aufgeben musste, wurde das EUROPEAN HERITAGE PROJECT auf das kulturell wertvolle Anwesen, das eines der ältesten und größten Weingüter Südafrikas beherbergt, aufmerksam.
Das Gut befand sich aufgrund jahrzehntelang ausbleibender notwendiger Investitionen in einem schlechtem Zustand. Die seltenen und unverfälschten Gebäudestrukturen waren der überzeugende Faktor, der zur Akquisition des historischen Farmlands führte.
Als Zeugnis europäischer Kultur und Architektur, welche den gesamten Globus über Jahrhunderte hinweg gleichermaßen prägten, konnte Vergenoegd trotz seiner geografisch untypischen Lage die Maßstäbe des EUROPEAN HERITAGE PROJECT erfüllen und wurde somit in das Portfolio der Organisation aufgenommen.
Auf Vergenoegd betrachtet das EUROPEAN HERITAGE PROJECT seine erhaltenden Maßnahmen nicht bloß aus einer historischen und architektonischen Perspektive, sondern verfolgt sie ebenso auf ökologischer Ebene.
In stetem Austausch mit Spezialisten diverser Fachgebiete unterstützt das Projekt Nachhaltigkeit auf proaktive Weise und hat sich insbesondere landwirtschaftlichen Methoden versprochen, die Biodiversität und den Erhalt von Naturschutzgebieten fördert und zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Wasserqualität und Energieeffizienz beitragen. Dieses Engagement rührt aus einem Bewusstsein, das Landschaften als unerlässlich wertvolles Gut für regionale und lokale Kultur betrachtet.
Heute bietet das Anwesen zahlreichen Wasservögeln eine neue Heimat, darunter ist auch eine der größten  Laufentenpopulationen weltweit auf Vergenoegd anzutreffen. Für die Unterstützung lokaler Biodiversität, der Verwendung von erneuerbaren Energien, der Verbesserung der allgemeinen Wasserqualität und vielem mehr, stellt Vergenoegd eines der beeindruckendsten Pionier- und Vorzeigeprojekte Südafrikas dar und hat für seine bisherigen Leistungen mitunter vom World Wildlife Fund den Titel Conservation Champion erhalten.

KAUFSITUATION

Als das EUROPEAN HERITAGE PROJECT das Vergenoegd Weingut 2015 von der Familie Faure erwarb (in deren Besitz es sich seit 1820 befand) war es sofort fasziniert von der einzigartigen Geschichte des Anwesens, die bis ins Jahr 1696 zurückreicht.
Da sich das Weingut so lange im Besitz einer einzigen Familie befand, blieben das Haupthaus und weitere Gebäude über lange Zeit unverändert. Über drei Jahrhunderte wurde das Land mit Leidenschaft und Können bewirtschaftet und gilt heute als Provincial Heritage Site von großer historischer Bedeutung für das kulturelle Erbe Südafrikas. Die Familien, die sich über viele Generationen um Vergenoegd gekümmert haben, bereicherten die vorhandene Architektur dabei immer wieder mit neuen Ergänzungen. Im 19. Jahrhundert begann der Wandel von einer abgelegenen Rinderfarm zum Weingut.
Das geschichtsträchtige Haupthaus mit seiner charmanten Architektur aus dem 18. Jahrhundert bietet dem EUROPEAN HERITAGE PROJECT eine einzigartige Möglichkeit, ein umfangreiches Stück historischer Kap-Architektur in seiner ursprünglichen Form zu bewahren. Zugleich sollen das Erbe der Familie Faure und 250 Jahre Erfahrung im Weinbau weitergeführt und modernisiert werden.
Doch obwohl die Faures in vergangenen Zeiten für ihre exzellenten Weine gerühmt wurden, verpasste die letzte Generation der Familie den Umstieg auf modernere Methoden des Weinbaus. Veraltete Herstellungsprozesse führten dazu, dass die Profite des Unternehmens stark sanken und nur noch Weine mit geringen Margen produziert wurden. Die kritische finanzielle Situation machte Investitionen in die Gebäude und die Arbeitsgeräte unmöglich. Die letzten Ställe und Scheunen in der gesamten Western Cape-Region, an denen nie Veränderungen vorgenommen worden waren, standen kurz vor dem Zusammenbruch. Quasi in letzter Minute konnten Konservierungsmaßnahmen ergriffen werden, um die historischen Schätze des Weingutes zu retten und Lösungen für die strukturellen und finanziellen Probleme zu suchen.

Scheune mit eingefallenem Dach


Scheune mit eingefallenem Dach


Giebel der Scheune


ANWESEN: ZAHLEN & FAKTEN

Die Geschichte des Vergenoegd-Landgutes begann Ende des 17. Jahrhunderts als die niederländische Ostindien-Kompanie erstmals Land an Siedler vergab. Peter Vos erhielt 1699 ein großes Grundstück am Rande der Stellenbosch Wine Lands, wo fruchtbare für die Landwirtschaft geeignete Erde in die trockene Wüstenlandschaft der Cape Flats übergeht.
Das Anwesen umfasst etwa 161 Hektar Fläche am Rande des heute Eersterivier genannten Flusses. Es handelt sich um eine weitgehend ebene Fläche mit einem Höhenunterschied von nur fünf Metern von der westlichen Grenze bis zum Ufer des Eersterivier. Vergenoegd bietet traumhafte Ausblicke auf die Höhenzüge der Helderberg Range im Osten und einen leicht eingeschränkten Blick auf den Tafelberg im Nordwesten.
Zum Anwesen gehören der eigentliche Hof mit dem Haupthaus und weiteren Gebäuden, sowie Agrarland, das größtenteils für den Weinbau genutzt wird. Weite Teile gelten heute als Provincial Heritage Site, während die historische Hofanlage 1974 zum National Monument erklärt wurde. Dies umfasst das Haupthaus, zwei Scheunen, eine Cottage und die ehemaligen Sklavenunterkünfte, sowie den Erdwall der „Werf“ und mehrere Pfosten.
Zum Vergenoegd Weingut gehören außerdem zwei Scheunen aus dem 18. Jahrhundert, sowie ein weiteres Lagerhaus aus dem Jahr 1980. Auch Reste des ursprünglichen Kraals, der Ansiedlung der Ureinwohner sind noch in Form von Mauerresten zu sehen. Die Gebäude des Weingutes gehören nicht mehr zur denkmalgeschützten Heritage Site, machen jedoch Teil der Heritage-Landschaf aus.
Vor dem Kauf von Vergenoegd wurden Teile des Anwesens für verschiedene Zwecke wie die Entwicklung der Autobahn N2, der Cape Town Film Studios und verschiedener Wohngebiete abgezweigt.
Das Anwesen macht Teil des Eerste River Corridors aus, einem wichtigen Feuchtgebiet und Rückzugsort für heimische Vogelarten. Dies verleiht Vergenoegd nicht nur eine historische Bedeutung sondern auch eine wichtige Rolle beim Naturschutz.

Anwesen zur Zeit der Akquisition


geplante Maßnahmen


Anwesen heute


GESCHICHTE

Die frühe Besiedlung der niederländischen Kapkolonie

Wörtlich übersetzt bedeutet das niederländische Wort „vergenoegd“ so viel wie „zufrieden“. Diesen Namen gab der sicherlich zufriedene niederländische Siedler Pieter de Vos, Mitglied der Reformierten Niederländischen Kirche von Stellenbosch, 1699 seinem neuen Bauernhof in der niederländischen Kapkolonie. Die Kapkolonie, benannt nach dem Kap der Guten Hoffnung, war 1652 von der niederländischen Ostindien-Kompanie am südlichsten Zipfel Afrikas gegründet worden. Eine niederländische Expedition unter Jan van Riebeeck (1619 – 1677) hatte hier den ersten Handelsposten als Versorgungsstation für die Schiffe der Ostindien-Kompanie auf ihrem langen Weg zwischen den Niederlanden und Asien etabliert. Innerhalb von drei Jahrzehnten zog die junge Kolonie zahlreiche „Vrijlieden“ oder „Vrijburgers”, freie Bürger der Kapkolonie, ins südliche Afrika. Meist handelte es sich dabei um ehemalige Mitarbeiter der Ostindien-Kompanie, die sich nach dem Ende ihrer Verträge in einer der Kolonien niederließen. Die Vrijburger waren größtenteils verheiratet und verpflichteten sich dazu, mindestens 20 Jahre lang das Land in der jungen Kapkolonie zu bestellen. Im Tausch wurden sie von Steuerzahlungen befreit und erhielten Arbeitsgeräte und Saatgut. Bei den frühen Handelsgesellschaften handelte es sich gewissermaßen um die ersten multinationalen Unternehmen der Welt und so gehörten neben Niederländern auch Skandinavier und Deutsche zu den Vrijburgern. 1688 strömten dazu fast 200 französische Hugenotten in die Kapkolonie, die vor religiöser Verfolgung in ihrer Heimat in die protestantischen Niederlande geflüchtet waren. Niederländische Bräuche und die niederländische Sprache dominierten den Alltag der Siedler und wurden von anderen Einwanderern schnell übernommen.
Im Laufe der Zeit zogen die niederländischen Siedler, nun Boeren (Bauern) genannt, weit über die Grenzen der Kapkolonie hinaus immer tiefer ins Land. Einige entwickelten einen nomadischen Lebensstil und wurden „Trekboers“, herumziehende Bauern, genannt. Dabei kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den vordringenden Siedlern und einheimischen Stämmen wie den Khoisan und den Xhosa, die ihr Land verteidigen.
Die niederländischen Siedler verschleppten tausende Sklaven aus anderen niederländischen Kolonien und anderen Teilen Afrikas als billige Arbeitskräfte ans Kap der guten Hoffnung. Bis Ende des 17. Jahrhunderts war die Bevölkerung der Kapkolonie auf rund 26.000 Siedler europäischer Herkunft und 30.000 Sklaven angestiegen.

Vom Außenposten zum Landgut

Vergenoegd befand sich nur ein Jahr lang im Besitz von Pieter de Vos, ehe er die Ländereien an Ferdinant Appels (1655 – 1717) übertrug. Vermutlich war das Land in dieser Zeit unbestellt geblieben und wurde nur zur Viehhaltung genutzt. Nach dem Verkauf blieb Vergenoegd 40 Jahre lang im Besitz der Familie Appelt, die ein landwirtschaftliches Gut aufbauten. Nach dem Tod von Ferdinant Appels ging das Landgut an seine Witwe über, die später erneut heiratete. Ihr Ehemann Johannes Colijn, auch Johannes Oberholzer genannt, war ein Schweizer Auswanderer und wurde als folgender Besitzer des Gutes aufgeführt.
Als Appels im Jahr 1717 verstarb, deutete das Inventar auf einen bereits gut entwickelten landwirtschaftlichen Betrieb hin. Ihm gehörten zu dieser Zeit 165 Rinder, 795 Schafe, 18 Schweine, 13 Pferde und 10 Sklaven, sowie zahlreiche Wagen, Pflüge und anderes Ackergerät. Auch Weinfässer wurden bereits erwähnt. Zwar fehlt eine Beschreibung der Gebäude, doch es ist anzunehmen, dass es bereits zu dieser Zeit ein Wohnhaus für die Familie gab, eine Unterkunft für die Sklaven und mehrere Scheunen. Für das Vieh wurde vermutlich ein Kraal-System mit Erdwällen genutzt.
Durch die erneute Heirat der Witwe mit Johannes Colijn verblieb Vergenoegd noch bis 1782 im Familienbesitz, ehe das Landgut an die Familie Lochner verkauft wurde. Diese trat als Gastgeber für den niederländischen Kleriker Jan Brandes auf, der Vergenoegd vier Jahre später besuchte und das Anwesen mehrmals in Wasserfarben malte.
Nach dem Verkauf durch die Familie Lochner wechselte das Anwesen zwischen 1789 und 1820 mehrmals für jeweils kurze Zeit den Besitzer, ehe es 1820 an die Familie Faure veräußert wurde.

Weinbau in der Kapkolonie

Jan van Riebeeck gründete die Kapkolonie 1652 vor allem als Versorgungsstation für Schiffe, die auf dem Weg zwischen Europa und Asien das Kap der guten Hoffnung passierten. Sie sollten hier frisches Trinkwasser und frische Vorräte laden können. Allmählich hatte sich nämlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Mangel an frischem Obst und Gemüse für die gefürchtete Seefahrerkrankheit Skorbut verantwortlich war. Doch nicht nur Obst und Gemüse wurden zu ihrer Bekämpfung eingesetzt, auch Wein hatte sich als effektives Präventionsmittel erwiesen. So wurde früh mit dem Weinbau in der Kapkolonie begonnen und 1659 der erste Jahrgang produziert. Zugleich zogen erste Siedler ins Land um mit den eingeborenen Khoikhoi Handel zu treiben und stießen auf den heutigen Fluss Eersterivier (dessen Namen übersetzt „erster Fluss“ heißt).
Als der neue niederländische Gouverneur Simon van der Stel 1679 in die Kapkolonie kam, besuchte er den Fluss und folgte seinem Lauf flussaufwärts, um zu sehen, ob die Gegend für die Landwirtschaft geeignet war. Kurz darauf wurden die ersten Ländereien verteilt und Ferdinant Appels begann mit dem Anbau von Wein am Eersterivier. Er profitiere dabei vom Fachwissen, das Simon van de Stel mitgebracht hatte. Der Gouverneur und Weinkenner gründete ein Komitee, das anderen beginnenden Weinbauern bei der Weinlese beratend zur Seite stand.
Um das Jahr 1760 erlebte der südafrikanische Weinbau seinen ersten Boom. Die Siedler genossen einen gewissen Reichtum und bauten ihre Anwesen umfangreich aus. Neue Häuser wurden gebaut und alte Häuser vergrößert und mit beeindruckenden Giebeln versehen.
Die Qualität der Weine ließ jedoch noch zu wünschen übrig. Erst die Ankunft von Sir George Yonge, dem Gouverneur der zu dieser Zeit bereits zum britischen Empire gehörenden Cape Colony, brachte Fortschritte. Yonge etablierte eigene Weinprüfer, die jeden in Kapstadt ankommenden Wein testeten und ungenügende Weine zurückwiesen. Zur gleichen Zeit war die französische Familie Faure bereits ins Land gekommen und als Winzer auf verschiedenen Weingütern der Region aktiv, ehe sie 1820 das Weingut Vergenoegd übernahm.

Von religiöser Verfolgung zu freien Bürgern der Kapkolonie: Die Familie Faure

Als Stammvater des südafrikanischen Zweigs der Familie Faure gilt der 1685 geborene Antoine Faure. Er wurde in der Stadt Orange in der südfranzösischen Provence im gleichen Jahr geboren, als König Ludwig XIV. das Edikt von Nantes widerrief, das den französischen Protestanten (Hugenotten) religiöse Toleranz zugesichert hatte. Der Sonnenkönig ersetzte es durch das Edikt von Fontainebleau, das sämtliche protestantischen Gottesdienste verbot, den Protestanten ihre Bürgerrechte entzog und ihnen den Erwerb von Eigentum untersagte. Viele Hugenotten verließen daraufhin das Land. Pierre Faure und seine Frau Justine Pointy flohen 1686 mit ihrem einjährigen Sohn Antoine ins niederländische Borculo, wo er aufwachsen sollte.
Die Faures kehrten nur einmal 1698 nach dem Friedensvertrag von Ryswick kurz nach Orange zurück, ehe sie wieder fliehen mussten. Nach dem Tod seiner Ehefrau Justine ließ sich Pierre bei seiner Tochter in der Schweiz nieder. Antoine floh über die Schweiz und Preußen in die Niederlande zurück, wo er als Assistent eines Arztes tätig wurde. 1713 ließ er sich für fünf Jahre bei der niederländischen Ostindien-Kompanie als Soldat anheuern und kam am 24.März 1714 mit dem Schiff Kockinge am Kap der guten Hoffnung an. Dort wurde er als Sekretär für die Kompanie tätig und heiratete 1716 in Kapstadt die junge Rachel de Villiers. Schon ein Jahr später wurde ihr erster Sohn Abraham geboren. 1718 erlangte Antoine seine Staatsbürgerschaft als Vrijburger der Kapkolonie. Er fand eine Anstellung als Lehrer, Leser und Vorsänger bei der Reformierten Niederländischen Kirche Stellenbosch und zog mit seiner Familie in den Ort östlich von Kapstadt. Nach seinem Tod 1736 trat sein Sohn Abraham seine Nachfolge in gleicher Anstellung an. Insgesamt hatten Antoine und Rachel sieben Kinder.

Die Faures in Vergenoegd

Jacobus Christiaan Faure, einer der Söhne Abrahams, erwarb im Januar 1820 das Landgut Vergenoegd am Eersterivier und ließ sich dort mit seiner Frau Aletta und den gemeinsamen Kindern nieder. Ursprünglich umfasste das Anwesen 59 Morgen (etwa 15 Hektar) Land, das von den Faures im Laufe der Zeit auf über 1000 Morgen (250 Hektar) erweitert wurde. Ihnen gehörte außerdem ein weiteres Landgut namens Rustenburg in Firgrove zwischen Somerset West und Stellenbosch. Jacobus Christiaan vererbte Vergenoegd seinem zweiten Sohn Johannes Gybertus, der es 1847 an seinen eigenen Bruder Jacobus Christian Junior weiterverkaufte und stattdessen nach Rustenburg zog.
Der jüngere Jacobus Christiaan hatte zwei Kinder mit seiner erster Frau Elisabeth Brink und weitere sechs Kinder mit seiner zweiten Frau Elisabeth Myburgh. Wie andere Familienmitglieder war auch er ein tiefreligiöser Mann und Mitglied der Reformierten Kirche von Stellenbosch. Bekannt ist über ihn, dass er 1853 eine neue Kanzel für die Kirche im Karren von Kapstadt nach Stellenbosch transportierte. 1872 übertrug er Vergenoegd an seinen zweitältesten Sohn Johannes Albertus um sich im Alter von 74 Jahren zur Ruhe zu setzen.
Johannes Albertus war vermutlich sowohl auf Vergenoegd als auch auf Rustenburg tätig, ehe letzteres Anwesen 1868 verkauft wurde. Er war 12 Jahre lang Mitglied der gesetzgebenden Versammlung der Kapkolonie, sowie Mitglied des kolonialen Parlaments. Im Kabinett diente er als Minister für die Angelegenheiten der Einheimischen. Seine Ehefrau Anna Frederika Wilhelmina Brand war die Schwester von Sir Johannes Henricus Brand, dem Präsidenten des Oranje-Freistaates. Der Freistaat war eine unabhängige Burenrepublik im südlichen Afrika, die von 1842 bis 1902 existierte. Mit dem Ende des Zweiten Burenkriegs und der Niederlange gegen die Briten wurde der Freistaat aufgelöst und in die britische Kolonie Südafrika integriert.
Johannes Albertus Faure und seine Frau Anna hatten fünf Kinder: Jacobus Christiaan (1861 – 1934), Anna Fredrika Wilhelmina (1863-1932), Elizabeth (1865-1944), Wilhelmina Catharina Johanna (1868-1947) und Philippus Albertus Brand (1875-1947). Als ältester Sohn erbte Jacobus Christiaan, Kosie genannt, Vergenoegd und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahr 1947 auf dem Anwesen. Er baute Trauben an und hielt Rinder und Pferde. Viele seiner Pferde wurden von der britischen Armee im zweiten Burenkrieg zwischen 1899 und 1902 genutzt. Im Jahr 1896 heiratete Kosie im Alter von 35 Jahren Alice Maud Cawood (1868 – 1914) und hatte mit ihr zwei Kinder: Erilda Louisa (1898-1968), und Johannes Albertus (1900-1967). Erilda Louisa heiratete William Charles Starke (1894-1988), einen Winzer aus Muldersvlei, Klapmuts, während ihr Bruder Johannes Albertus, John genannt, Vergenoegd erbte. Er kultivierte erstklassige Trauben und erhielt für seine hochwertigen Weine zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Mit 30 Jahren heiratete er Elaine Constance Brand und hatte mit ihr drei Kinder: Rosalie Ida (geboren 1932), Jacobus „Jac“ Christaan (1934) und Johannes Henricus Brand (1938 – 2007), der Brand genannt wurde. Jac und Brand führten die Erfolgsgeschichte ihres Vaters fort und produzierten viele weitere preisgekrönte Weine. Ihre drei Kinder erbten Vergenoegd in gleichen Teilen. Jacs ältester Sohn Johannes Albertus (geboren 1962) verkaufte einen Teil Landes 2010 an die Stadt Kapstadt, die darauf die Cape Town Film Studios errichteten. Der restliche Teil des Anwesens wurde 2015 an das EUROPEAN HERITAGE PROJECT verkauft.

Standort der Farm auf historischer Karte


Pieter de Voss, 1696


Jan van Riebeeck


Ankunft van Riebeecks am Kap, historisierende Darstellung von Charles Davidson Bell (1813-1882)


Jan Brandes, Selbstportrait


Vergenoegd Farm, Darstellung von Jan Brandes in 1786


Familienwappen der Faures


Simon van der Stel, Portrait von Pieter van Anraedt


Unterschrift Antoines, der seinen Namen ins Niederländische zu ‘Anthony’ änderte


Vergenoegd, 1950


Jac und Brad Faure, Jac hält den Jan Smuts Awaward, der Vergenoegd 1972 für den besten Wein des Jahres verliehen wurde


WISSENSWERTES & KURIOSES

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten engagiert sich das Projekt für nachhaltige Landwirtschaft und den Erhalt der Biodiversität durch den Schutz natürlicher Landschaften. Die Natur wird heute als wertvoller Bestandteil der lokalen und regionalen Kultur begriffen und Wasser und Energie auf effizientere Weise genutzt.

Laufenten

Das Vergenoegd Löw Weingut ist berühmt für den Einsatz indischer Laufenten zur natürlichen Schädlingsbekämpfung. Die Laufenten „arbeiten“ in den Weinbergen, indem sie Schnecken und andere Schädlinge fressen. Über tausend Enten werden täglich in die Weinberge getrieben und die Entenparade auf dem Weg dorthin und abends zurück hat sich zu einer regelrechten Touristenattraktion der Vergenoegd Löw Wine Estate entwickelt.

WWF Conversation Champion

Sämtliche Arbeitsprozesse auf dem Weingut zielen darauf ab, den ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten. Dies beginnt bei der respektvollen Behandlung der Erde und aller auf ihr heimischen Lebewesen. Das Recycling, die Verwendung von biologisch abbaubaren Verpackungen, der Einsatz von Sonnenenergie und die Nutzung eines besonders wasserarmen Low Drip-Irrigationssystems des eigenen Wiederaufbereitungsanlage wurden von der WWF mit der Auszeichnung „Conversation Champion“ und IPW-Biodiversitäts-Zertifikaten belohnt.

Indische Laufenten


WWF Consesrvation Champion Abzeichen


ARCHITEKTUR

Das Anwesen wurde in der einzigartigen kapholländischen Architektur Südafrikas erbaut, die an die frühen niederländischen Siedler der Kapkolonie erinnert. Viele der erhaltenen Gebäude und die Gesamtstruktur des Anwesens haben ihren ursprünglichen Charakter behalten und gehören zu den letzten Landgütern dieser Art in ganz Südafrika. Der Staat zählt Vergenoegd daher zu den wichtigsten erhaltenswürdigen nationalen Monumenten.

Vergenoegd und die kapholländische Architektur

Das Vergenoegd Anwesen besteht aus einem Haupthaus mit beeindruckenden Giebeln aus dem 18. Jahrhundert, einem Hof und mehreren Nebengebäuden, die einen sogenannten „Werf“ bilden.
Die kapholländische Architektur entstand im 17. Jahrhundert in den frühen Tagen der Kapkolonie. Der Baustil wurde von niederländischen Siedlern aus der Heimat mitgebracht und am Kap u.a. von deutschen, französischen und sogar indonesischen Elementen beeinflusst. Eines der auffälligsten Merkmale ist der prächtig verzierte Giebel, der an die eleganten Patrizierhäuser von Amsterdam erinnert, die zur gleichen Zeit entstanden. Im späten 18. Jahrhundert wurde die neoklassische kapholländische Architektur mit georgianischen Elementen britischer Siedler gemischt, doch nur drei Häuser dieser Epoche sind bis heute erhalten geblieben. Sie zeichnen sich durch ihren H-förmigen Grundriss aus, bei dem das Haupthaus von zwei Flügeln flankiert wird. Viele dieser Elemente finden sich auch in der kapholländischen Architektur von Vergenoegd: Weißgekalkte Wände, Reetdächer und große holzgerahmte Schiebefenster mit hölzernen Fensterläden. Die Gebäude besitzen eine langgestreckte Form und sind in der Regel einstöckig oder maximal zweistöckig gehalten und mit Dachluken versehen.
Um die Jahrhundertwende betrachteten die britischen Kolonialisten die historischen Häuser mit ihrer kapholländischen Architektur als unmodern und veraltet. Sie wünschten sich modernere Häuser und adaptierten den aufkommenden viktorianischen Stil ihrer Heimat. Die prachtvollen Giebel verschwanden, die Reetdächer wurden durch Wellblech ersetzt und die alten gemütlichen Fenster mit ihren Holzläden gegen modernere Fenster ausgetauscht.
Ein gewisser Herr Liebbrandt, Verwalter der Kaparchive, störte sich an den Modernisierungen und konnte einflussreiche Bürger am Kap davon überzeugen, die Schönheit und den Charme der alten Häuser zumindest in Fotografien, Zeichnungen und Berichten festzuhalten. Der irische Dichter und Künstler Alys Fane Trotter (1828 – 1907) besuchte zahlreiche alte Häuser der Region mit einem Zeichenblock in der Hand, während die südafrikanische Schriftstellerin Dorothea Ann Fairbridge (1862 – 1931) die Architektur schriftlich festhielt und Arthur Elliot (1870 – 1938) zahllose Fotografien anfertigte. Dank ihrer Arbeit und ihrer Begeisterung für die kapholländische Architektur konnten Anwesen wie Vergenoegd originalgetreu erhalten bleiben.
Vor allem in Kapstadt fielen zahlreiche alte kapholländische Bauten der Entwicklung zur modernen Großstadt mit einem von Hochhäusern geprägten Stadtzentrum zum Opfer. Die traditionsreiche kapholländische Architektur ist heute nur noch entlang der Wine Route – darunter Vergenoegd als eines der schönsten Exemplare – und in historischen Orten wie Stellenbosch zu sehen.
Ein charakteristisches Merkmal der südafrikanischen Kolonialarchitektur sind die häufig verwendeten Giebel. Oft wurde die Verwendung des Begriffs „kapholländisch“ ausschließlich damit begründet, dass die dekorativen Giebel vor Ort denen in Amsterdam glichen. Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als die Errichtung von Giebeln in Südafrika ihren Höhepunkt erlebte, waren diese in Amsterdam bereits wieder aus der Mode gekommen. Nördlich von Amsterdam, entlang des Zaan, entstanden Giebel jedoch noch zur gleichen Zeit, als in Südafrika die Kapkolonie gegründet wurde. Obwohl unterschiedliche Materialien verwendet wurden, teilen die südafrikanischen Giebel viele Eigenschaften der Giebel vom Zaan. Der ursprüngliche kapholländische Stil, auch Afrikaner-Stil genannt, unterscheidet sich dabei wiederum vom „Cape Dutch Revival“-Style, der Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam und zu einer Renaissance der Giebelarchitektur führte. Obwohl sich dieser Cape Dutch Revival-Stil Im Gegensatz zur Originalversion fast ausschließlich über schmückende Giebel definierte, weckte er das Interesse an den Originalen, sodass in dieser Zeit viele historische kapholländische Häuser restauriert wurden.

Jan Brandes und seine Panoramabilder von Vergenoegd

Der niederländische Künstler und Weltreisende Jan Brandes (1743-1808) verbrachte ein ganzes Jahr auf Vergenoegd. In dieser Zeit malte er drei Panoramen des Anwesens in Wasserfarben, darunter das Gebäude selbst. Die Bilder gelten als authentische Abbildungen und sind heute in hochauflösende digitaler Form im Rijksmuseum Amsterdam zu sehen. Mit der detailreichen Abbildung des Anwesens, wie es 1786 aussah, waren sie eine unschätzbare Hilfe, denn nur wenige Landgüter am Kap wurden je bildlich festgehalten. Zu den sichtbaren Details gehören beispielsweise Abbildungen der Weinkeller, des Haupthauses, der „kraals“ mit ihren Erdwällen und sogar der vor dem Haupthaus angelegte formale Garten, der heute noch existiert. Einige andere in den Bildern sichtbare Elemente sind dagegen verschwunden. Die Panoramen bestätigen, dass Vergenoegd zu den am besten erhaltenen frühen Landgütern am Kap gehört und daher als Denkmal nicht nur von regionaler, sondern von nationaler Bedeutung eingestuft werden kann.
Vergenoegd wurde nicht mit einem Schlag als Landgut erbaut. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert, ergänzt und verändert. Lediglich die Vorderseite des Hauses einschließlich der Innenwände scheint sich über die Jahrhunderte kaum verändert zu haben. Die Rückseite wurde dagegen über 200 Jahre hinweg immer wieder verändert und erweitert, sodass sie heute asymmetrisch und uneinheitlich wirkt.
Aufgrund der vielen Veränderungen ist es unmöglich, das Haus „in seinen Originalzustand“ zu versetzen oder es im Stil einer bestimmten Epoche zu restaurieren, ohne dass andere Elemente verloren gehen. Die Wände aus dem 19. Jahrhundert oder früher sind beispielsweise mit einheimischen Wandmalereien geschmückt, die für sich selbst schon wieder eine einzigartige wissenschaftliche Quelle darstellen. Einige Wände wurden wieder freigelegt und restauriert, während viele andere unter neueren Anstrichen verborgen sind.

Das Haupthaus

Obwohl der Giebel mit der Jahreszahl 1773 versehen wurde, ist unklar, wann das Haupthaus des Anwesens erbaut wurde. Das Datum könnte auch als 1713 gelesen werden, doch dies scheint nach dem heutigen Wissensstand unwahrscheinlich, da die Verwendung von Giebeln erst später begann. Vermutlich wurde der Giebel zu einem späteren Zeitpunkt auf ein bereits existierendes Haus aufgesetzt. Eine Überprüfung des Giebels auf der Innenseite des Speichers ergab, dass die „Holbol“ genannten Giebel, die das Haus verzieren, weitgehend intakt geblieben sind. Der Frontgiebel wurde außerdem nie verändert. Er wurde aus handgeformten unregelmäßigen Ziegelsteinen geformt und nur dort verändert, wo Deckenbalken eingefügt werden mussten. Die vordere Hausmauer, auf der der leichtere Ziegelsteingiebel ruht, beeindruckt mit einer Robustheit von 525 Zentimetern, die auf die Verwendung von Steinen hinweist. Ein so guter Zustand ist ungewöhnlich, da viele alte Gebäude durch Brände oder durch andere Umwelteinflüsse stark beschädigt wurden oder sogar zusammenfielen und von Grund auf restauriert werden mussten. Der gute Zustand des Giebels lässt vermuten, dass es sich selbst bei dem Putz der Außenwände noch um das Original handelt.

Das Vorderhaus („Voorhuis“)

Der vordere Bereich des Hauses weist die typische symmetrische Form mit dem „Holbol“-Giebel in der Mitte und weiteren Giebeln an den Seiten auf. Es besteht aus einem Vorzimmer in der Mitte und einem Flur, von dem rechts und links Räume abgehen. Die einzige Abweichung von der typischen Kaparchitektur ist die Verengung des Vorzimmers (Voorkamer) zu einem Art Durchgang, indem die westliche Wand einen halben Meter versetzt wurde. Vermutlich erfolgte diese Änderung schon früh. Die Form des Vorgiebels wiederholt sich in den westlichen und östlichen Giebeln mit Zugang zum Speicher (Zolder) über eine Treppe im Westflügel. Ihr Erscheinungsbild ist ähnlich, wenn nicht identisch mit der Abbildung von Jan Brandes. Auch wenn seither neuere Materialien als Ersatzmaterial verwendet wurden, dürfte sich das Vorderhaus mit Ausnahme der Fenster seit 1786 kaum verändert haben. Die Fensteröffnungen sehen noch genauso aus wie bei Brandes, doch die Fenster selbst wurden vermutlich Mitte des 19. Jahrhunderts ausgetauscht.
Die Originalstruktur des Vorderhauses hatte eine schlichte rechteckige Form, die vermutlich bis heue erhalten geblieben ist. Ein Abschnitt der Wand wurde zur Ansicht geöffnet und zeigt, dass der ursprüngliche Kern aus Kalkzement und Krustenkalk bestand. Dies bedeutet, dass die leichteren aus handgefertigten Ziegelsteinen geformten Giebel erst später auf die Steinwände aufgesetzt wurden. Die immanente Schwäche, die durch die unregelmäßig verkleideten Steine entstand, wurde durch den Bau besonders dicker Mauern kompensiert. Der älteste aus Stein gemauerte Kern des Hauses besitzt etwa 52 bis 60 Zentimeter dicke Wände. Die Giebel folgten erst später, entweder im Jahr 1713 oder vermutlich im Jahr 1773.

Das T-förmige Hinterhaus („Agterkamer“)

Der hintere T-förmige Bereich des Hauses, „Agterkamer“ genannt, besteht aus einem zweiten Empfangsraum mit einem Wohnzimmer, einem Flur und dem heutigen Küchenbereich. Diese Räume verfügen alle über ein gemeinsames Dach aus breiten Gelbholzplanken und eventuell zusätzlichen Pinienplanken. Unterhalb der eigentlichen Wohnzimmerdecke wurde später eine zweite Decke eingezogen. Die Unterteilung des T-förmigen Bereiches in einen Flur, ein Wohnzimmer und die Speisekammer stammt aus der Zeit nach 1806 als die einheimische Architektur erstmals von den Engländern beeinflusst wurde. Wandbilder im Wohnzimmer weisen darauf hin, dass es Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts zu diesen Veränderungen kam. Den Bildern von Jan Brandes zufolge befand sich die Küche auf der Rückseite des T. Hier befand sich normalerweise der „Kombuis“ genannte traditionell in der Kapregion verwendete Raketenherd. Dieser wurde vermutlich vor langer Zeit demoliert und das T um einige Meter verlängert. Auf der Rückseite wurde mittig eine Tür eingebaut, die später zu einem Fenster umgebaut wurde. Die Verlängerung des rückseitigen Zimmers lässt sich im Speicher an der Veränderung der Form und Textur der Wand ablesen.
Die T-Form entstand vermutlich schon früh, ist aber nicht Teil des Originalgebäudes. Der englische Flur, der durch das Haus führt, hat leider alle etwaigen archäologischen Spuren verwischt, an denen sich erkennen ließe, ob die Originalwände mit der Agterkamer verbunden waren. Es wäre möglich, den Putz zu entfernen, um zu sehen, ob verschiedene Materialien miteinander verbunden waren oder ob es sich um einen sauberen Anbau handelt. Derzeit weisen die Höhenunterschiede im Dach auf zwei verschiedene Bauphasen hin.

Die partielle H-Form

Im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert erfolgten die Umbauten zu einer partiellen H-Form, die dem damaligen Trend in der einheimischen Architektur entsprach. Diese späteren Ergänzungen zur ursprünglichen T-Form lassen sich ebenfalls am Dachstuhl ablesen. Hier ist ein deutlicher Höhenunterschied zwischen der Agterkamer und dem neuen Flügel zu sehen. Der Bau des Bogendaches über der offenen Lücke, die einst zwischen Haupthaus und Ergänzungsbau bestand, konnte bislang nicht datiert werden. Vermutlich erfolgt er Mitte des 19. Jahrhunderts als die Agterkamer in ein Wohnzimmer, einen Flur und eine Speisekammer verwandelt wurde. Möglicherweise wurde zu diesem Zeitpunkt auch die Hintertür der Agterkamer zugemauert. Erwähnenswert ist weiterhin, dass im südlichsten Zimmer des Anbaus Spuren eines früheren Lochs in der Decke zu sehen sind, das möglicherweise für eine Treppe genutzt wurde.

Die „Afdak“-Küche

Auf einem der Bilder von Jan Brande ist zu sehen, dass es um 1786 abgesehen von einem kleinen Schuppen noch keine Gebäude in diesem Bereich des Anwesens gab. Spätere Fotografien von Arthur Elliot aus dem späten 19. Jahrhundert zeigen an die Agterkamer angebaute Strukturen in Form eines „Afdakke“ genannten Schuppens mit Flachdach.
Architekt John Rennie fertigte 1987 einen Sketch an, der deutliche Unterschiede im Layout gegenüber dem heutigen Restaurantbereich zeigt. Es beweist, dass immer wieder Umbauten an diesem Teil des Anwesens vorgenommen wurden. Mehrere Innenwände wurden durchbrochen, um Platz für ein Restaurant zu schaffen. Während der Umbauarbeiten zwischen 1987 und 2001 wurde ein offener Kamin installiert, während die Küche selbst bis zum hinteren „Werf“ des Anwesens ausgebaut wurde. Dabei wurden ein neues Dach und neue Zugänge angelegt. Die Arbeiten, die mit denen am Haupthaus entsprechen, umfassen einen kompletten Neubau vom Boden bis zur Decke. Die einzige noch vorhandene ältere Wand entstand vermutlich im 19. Jahrhundert wurde vor den letzten Umbauarbeiten an drei Stellen durchbrochen. Diese Öffnungen wurden später wieder zugemauert Anschließend entstanden Bögen als Verbindung der beiden Seiten des Esszimmers, bei denen zwei Wandschränke erhalten blieben. Diese Räume sind die jüngsten des Anwesens und die einzigen größeren Strukturen aus dem 20. Jahrhundert.

Haupthaus in typischer Cape Dutch Architektur


Detail ‘Holbol’ Giebel


Detail ‘Holbol’ Giebel


Detail ‘Holbol’ Giebel


Panorama von Vergenoegd von Jan Brandes, 1786


Panorama von Vergenoegd von Arthur Elliot, 1910


Panorama von Vergenoegd, heute


Grundriss ‘Voorhuis’


Grundriss ‘Agterkamer’


Südlicher Giebel


Grundriss Partial H-Form


Grundriss ‘Afdak’ Kitchen Area


STRUKTURELLER ZUSTAND ZUR ZEIT DER AKQUISITION UND ERFOLGTE MAßNAHMEN

Zum Kaufzeitpunkt waren die Gebäude des Landgutes weitgehend heruntergekommen und bedurften einer dringenden Instandsetzung. Ein Bauingenieur wurde mit der Untersuchung der Gebäude und der Statik beauftragt. Er stellte auch einen Plan mit kurz-, mittel- und langfristig erforderlichen Maßnahmen.

Die Grundmauern

Die Gebäude beruhen vermutlich nicht auf formalen Grundmauern, sondern wurden über eine dünne Felsschicht erbaut. Dies beeinflusst die Planung zukünftiger Ergänzung und erfordert möglicherweise eine neue Untermauerung. Dies wird im jeweiligen Einzelfall entschieden.

Die Wände

Die Wände bestehen aus einer Mischung aus Stein, gebrannten und ungebrannten Tonziegeln und Erdboden. Wie üblich bei kapholländischen Bauten wurden die Wände mit Kalk verputzt und mit Kalkfarbe angestrichen. Da diese atmet, muss sie jährlich erneuert werden. Durch die lange Vernachlässigung der Fassaden befanden sich die Mauern zuletzt in einem restaurierungsbedürftigen Zustand und wiesen zahlreiche Risse und lose Stellen auf. Glücklicherweise ergab die Prüfung, dass die Risse in den Mauern des Haupthauses, der Scheunen, der alten Sklavenunterkünfte und der Cottage keine bedeuteten strukturellen Probleme verursacht haben. Allerdings sollten sie möglichst schnell repariert werden, um das weitere Eindringen von Wasser in die Mauer und damit eine weitere Verschlechterung des Zustandes zu vermeiden. Im Keller wurden ebenfalls Risse festgestellt, denen Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

Die Dächer

Das Reetdach des Haupthauses hatte zwar in den letzten Jahren einige kleinere Reparaturen und Instandhaltungsmaßnahmen erfahren, befand sich jedoch allgemein in schlechtem Zustand. Die Holzstruktur, auf der das Reet aufliegt enthält heute noch große Teile des ursprünglichen Holzes. Allerdings gab es Hinweise auf umfangreiche von Käfern verursachte Schäden, die genauer geprüft werden müssen. Bei einem Teil des Daches über der Agterkamer beträgt das Gefälle weniger als die bei Reetdächern üblichen 45 Grad und muss bei allen langfristigen Planungen bei der Restaurierung der Dachstruktur und dem Austausch des Reets beachtet werden.
Das Reetdach der alten Scheunen war in extrem schlechtem Zustand und teilweise eingefallen. Das gesamte Dach musste dringend ausgetauscht werden, um die Wände und Böden zu retten, die über längere Zeit aufgrund der Löcher im Dach den Elementen ausgesetzt waren. Sie waren bereits vermoost und zeigten deutliche Spuren der Verrottung. Die Tür- und Fensterstürze waren ebenfalls verrottet und von Käfern befallen, während der Putz innen und außen rissig und teilweise zerbröselt war. Die Wände wiesen zum Glück noch strukturelle Stabilität auf. Das gesamte Reetdach wurde 2016 ausgetauscht.
Die Kellerdecke befand sich ebenfalls im schlechten Zustand und erforderte umfangreiche Restaurierungsarbeiten in der Struktur und Verschalung. Die „Latte“-Decke musste im gesamten Gebäude ausgetauscht werden. Da Teile des Daches mit gesundheitsgefährdendem Asbest verschalt waren, waren spezielle Sicherheitsmaßnahmen bei der Arbeit erforderlich.

Nutzung

Neben den strukturellen Arbeiten und den Restaurierungsarbeiten waren umfangreiche Maßnahmen zur Brandsicherung und zur Einhaltung moderner Hygienestandards erforderlich. Der Betrieb des Anwesens als öffentliche Tourismusattraktion und professionelles Weingut machte dazu weitere hohe Investitionen in die Infrastruktur erforderlich, u.a. für die Modernisierung der Elektrizität, Wasserleitungen und Kanalisation. Weiterhin wurden die vorhandenen Weinkeller als zu klein für ein auf den internationalen Markt ausgerichtetes Weingut befunden.

.


.


.


.


.


.


.


.

HEUTIGE NUTZUNG UND ZUKÜNFTIGE PLÄNE

Der Erhalt der gefährdeten für das regionale Kulturerbe bedeutsamen Gebäude konnte sichergestellt werden. Dazu wurde eine neue zivile Infrastruktur und Stromversorgung angelegt. Lag der Schwerpunkt bislang auf der Renovierung der wirtschaftlich bedeutenden Stätten wie der Weinkeller und Verwaltung, richtet sich der Focus bis 2020 auf die Restaurierung des Haupthauses und der Einrichtung eines neuen Restaurantbereiches in den historischen Scheunen und Ställen.
Im Laufe der Planung und Durchführung der extensiven Renovierungsarbeiten wurde der Weinbau umfassend analysiert und in Sachen Vermarktung und Geschäftsstruktur neu aufgestellt.
So wurde der Name der Besitzer dem Weingut hinzugefügt und unter dem Namen „Vergenoegd Löw – The Wine Estate“ soll nun ein neues Kapitel in der über 300-jährigen Geschichte des Anwesens beginnen. Als Kernwerte gelten für die Produktion und Präsentation der Weine nun NACHHALTIGKEIT, KULTURERBE, MENSCHEN und PREISGEKRÖNTE WEINE. Auf dieser wirtschaftlichen Basis eröffnet sich eine vielsprechende Zukunft, die auch weiterhin den Bedürfnissen der fortlaufenden Konservation dieses architektonischen Juwels am Western Cap entspricht.
Mit der Eröffnung eines für die Öffentlichkeit zugänglichen international agierenden Weingutes konnte das EUROPEAN HERITAGE PROJECT einen weiteren Meilenstein erreichen: Die reiche Geschichte und Architektur der Region für jedermann zugänglich machen.

ZurückWeiter

 

 

© Copyright - The European Heritage Project Protected as part of the UNESCO World Heritage
  • Imprint / Legals
  • Data Protection Policy
Nach oben scrollen

We use cookies on this website. Some are essential, while some help personalise content, measure usage for us to provide a better and safer experience.

Accept cookiesPersonalise cookies

Cookie- und Datenschutzeinstellungen



Wie wir Cookies verwenden

Wir können Cookies anfordern, die auf Ihrem Gerät eingestellt werden. Wir verwenden Cookies, um uns mitzuteilen, wenn Sie unsere Websites besuchen, wie Sie mit uns interagieren, Ihre Nutzererfahrung verbessern und Ihre Beziehung zu unserer Website anpassen.

Klicken Sie auf die verschiedenen Kategorienüberschriften, um mehr zu erfahren. Sie können auch einige Ihrer Einstellungen ändern. Beachten Sie, dass das Blockieren einiger Arten von Cookies Auswirkungen auf Ihre Erfahrung auf unseren Websites und auf die Dienste haben kann, die wir anbieten können.

Notwendige Website Cookies

Diese Cookies sind unbedingt erforderlich, um Ihnen die auf unserer Webseite verfügbaren Dienste und Funktionen zur Verfügung zu stellen.

Da diese Cookies für die auf unserer Webseite verfügbaren Dienste und Funktionen unbedingt erforderlich sind, hat die Ablehnung Auswirkungen auf die Funktionsweise unserer Webseite. Sie können Cookies jederzeit blockieren oder löschen, indem Sie Ihre Browsereinstellungen ändern und das Blockieren aller Cookies auf dieser Webseite erzwingen. Sie werden jedoch immer aufgefordert, Cookies zu akzeptieren / abzulehnen, wenn Sie unsere Website erneut besuchen.

Wir respektieren es voll und ganz, wenn Sie Cookies ablehnen möchten. Um zu vermeiden, dass Sie immer wieder nach Cookies gefragt werden, erlauben Sie uns bitte, einen Cookie für Ihre Einstellungen zu speichern. Sie können sich jederzeit abmelden oder andere Cookies zulassen, um unsere Dienste vollumfänglich nutzen zu können. Wenn Sie Cookies ablehnen, werden alle gesetzten Cookies auf unserer Domain entfernt.

Wir stellen Ihnen eine Liste der von Ihrem Computer auf unserer Domain gespeicherten Cookies zur Verfügung. Aus Sicherheitsgründen können wie Ihnen keine Cookies anzeigen, die von anderen Domains gespeichert werden. Diese können Sie in den Sicherheitseinstellungen Ihres Browsers einsehen.

Andere externe Dienste

We also use different external services like Google Webfonts, Google Maps, and external Video providers. Da diese Anbieter möglicherweise personenbezogene Daten von Ihnen speichern, können Sie diese hier deaktivieren. Bitte beachten Sie, dass eine Deaktivierung dieser Cookies die Funktionalität und das Aussehen unserer Webseite erheblich beeinträchtigen kann. Die Änderungen werden nach einem Neuladen der Seite wirksam.

Google Webfont Einstellungen:

Google Maps Einstellungen:

Google reCaptcha Einstellungen:

Vimeo und YouTube Einstellungen:

Adapt cookiesReject all cookies