Die ungewöhnliche Kombination von spätgotischer Herrschaftsarchitektur und Siedlungsresten aus der Wikingerzeit verbunden mit ihrer Lage auf einer der nördlichsten der Shetlandinseln inmitten eines UNESCO Global Geoparks, machen die Brough Lodge zu einem weltweit einmaligen Ensemble.
Auf Fetlar, einer der nördlichsten der Shetlandinseln, umgeben von der dramatischen Küste des Nordatlantiks, liegt inmitten rauer Landschaft auf einer kleinen Anhöhe die Brough Lodge, ein überwiegend verfallener Burgkomplex aus dem frühen 19. Jahrhundert, der einst im neugotischen Stil auf den Ruinen einer eisenzeitlichen Wikinger-Niederlassung aus deutlich früherer Zeit errichtet wurde.
Die Brough Lodge ist nicht nur eines der nördlichsten Beispiele für die höfische Architektur in Nordeuropa, sondern auch ein bedeutendes Zentrum für mittelalterliche und sogar eisenzeitliche Aktivitäten auf den Wikingerrouten. Bereits aus prähistorischer Zeit finden sich auf Fetlar zahlreiche Zeugnisse. Eine wirkliche Besiedelung durch die Wikinger kann ab dem 8./ 9. Jahrhundert bezeugt werden. Die strategische Lage Fetlars, als eine der nördlichsten europäischen Inseln, machte sie zu einem idealen Stützpunkt für die seemännischen Krieger, die von dort aus in ihren berühmten Langschiffen die umliegenden Meere durchsegelten und so bis in die entlegensten Gebiete vordringen konnten.
Erst viel später, konkret im Jahr 1825, beschloss Sir Arthur Nicholson, ein erfolgreicher und angesehener Kaufmann sowie bekannter Grundbesitzer, auf genau diesem geschichtsträchtigen Boden die Brough Lodge zu errichten. Bereits 1806 hatte er durch die Begleichung einer Schuld vom damaligen Besitzer der Ländereien, Andrew Bruce of Urie, die zugehörigen Ländereien erworben. Nach dem Erwerb bezog Sir Arthur Nicolson zunächst dessen Haus, das sogenannten Haa von Urie, bevor er sich entschloss sein Lebenswerk, die Brough Lodge, zu erbauen.
Trotz der immensen Bedeutung dieses Gebäudekomplexes, gibt es praktisch keine tatsächlichen Überlieferungen über die Bauphase. Bekannt ist nur, dass Sir Arthur Nicolson um das Jahr 1800 im Rahmen seiner Geschäftstätigkeiten als Kaufmann durch Europa reiste und sich so auch architektonisch inspirieren ließ. Jedenfalls weist die Komposition der Brough Lodge typische neogotische Gestaltungselemente aus Frankreich, der Schweiz und Italien auf.
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Die Brough Lodge verkörpert nicht nur diesen für den hohen Norden eher untypischen neogotischen Stil, sondern auch eine Vielzahl anderer Ausprägungen in den verstreuten neo-mittelalterlichen Gebäuden und Strukturen, darunter einen geschlossenen Innenhof, einen ummauerten Garten sowie eine hofeigene Kapelle. Von großer historischer Bedeutung ist insbesondere der Turm, der zu Zeiten von Nicholson als Observatorium genutzt wurde. Auf den eisenzeitlichen Überresten eines sogenannten Brochs errichtet, stellt er die Verbindung zwischen der Vor- und der Jetztzeit dar. Bei einem Broch handelte es sich um ein hohes Gebäude aus Stein, das in Schottland insbesondere während der Eisenzeit, die hier von etwa 400 v. Chr. bis etwa ins erste Jahrhundert n. Chr. dauerte, typisch war. Die umliegenden Gebäude aus der Wikingerzeit sind nur noch als Fragmente erkennbar und warten auf eine weitere wissenschaftliche Zuordnung.
Die ungewöhnliche Kombination von spätgotischer Herrschaftsarchitektur und Siedlungsresten aus der Wikingerzeit auf einer der nördlichsten Shetlandinseln, machen die Brough Lodge zu einem weltweit einmaligen Ensemble. Dass diese Lodge auch noch in einem UNESCO Global Geopark gelegen ist, unterstreicht nur diese Einmaligkeit.
Die hohe Bedeutung dieses Komplexes wurde jedenfalls auch durch die Heritage-Denkmalschutzbehörden bestätigt, die die Brough Lodge in der höchsten Schutzklasse, als Klasse-A-Denkmal, einstufte.
Mitte 2023 konnte das European Heritage Project das Ensemble von der gemeinnützigen Brough-Lodge-Stiftung für einen symbolischen Kaufpreis erwerben. Aus der Sicht des European Heritage Projects soll die Restaurierung und Wiederbelebung dieses bedeutenden Burgkomplexes zu einem besseren Verständnis des einstigen Lebens an den nördlichsten Rändern Europas beitragen und dieses einmalige Denkmal für ein breites Publikum erfahrbar machen.
KAUFSITUATION
Seit 1970 faktisch unbewohnt, wurde die Brough Lodge seit 1998 vom der Brough-Lodge-Stiftung verwaltet. Diese wurde von Einheimischen und Nachkommen der Nicolson-Familie errichtet mit dem Ziel die Brough Lodge zu retten. Die Stiftung setzte sich seither unermüdlich für den Erhalt der Anlage ein und konnte in den darauffolgenden Jahren mehr als eine halbe Million Pfund sammeln, welche für notwendige Restaurierungsarbeiten eingesetzt wurden.
Es zeigte sich jedoch, dass die Rettung der Brough Lodge ein Wettlauf gegen die Zeit sein sollte. Der Verfall schritt immer schneller voran und schien kaum aufzuhalten zu sein. Es wurden verschiedene Optionen zur Restaurierung des Gebäudes entwickelt; schließlich reifte die Überzeugung, dass das Objekt nur von einer Organisation gerettet werden könne, die wirklich Interesse an diesem historischen Zeitzeugnis hat, über spezifische Expertise im Bereich der Denkmalsanierung und auch über die monetären Ressourcen verfügt, die es braucht, um ein derartiges Mammutprojekt stemmen zu können.
Die Lodge wurde daraufhin für einen symbolischen Kaufpreis ausgeschrieben mitsamt eines Konzepts zur geplanten Wiederbelebung. Das Vorgehen sorgte für weltweite mediale Aufmerksamkeit. Schließlich wurde auch das European Heritage Project auf dieses einmalige Objekt hoch oben im Norden angesprochen.
Im Rahmen des Ausschreibungsprozesses wurden zahlreiche internationale Interessenten geprüft und deren Angebote gegeneinander abgewogen. Geäußertes Ziel des Trusts war es, nach einer philanthropischen Organisation mit echter Vision und profunder Kenntnis zu suchen, der man zutraute dieses Project fachlich und finanziell zu bewältigen. Unter anderem sah der von der Stiftung entwickelte Wiederbelebungsplan für die Brough Lodge, neben den Restaurierungsmaßnahmen, auch eine schonende Hotelnutzung vor, mit dem Ziel der Wirtschaft und der Kultur Fetlars neuen Auftrieb zu verleihen. Die Vorgaben konnte das European Heritage Project offensichtlich erfüllen. Zahlreiche Architektur- und Kulturdenkmäler konnten in den letzten Jahren vor dem Verfall gerettet werden. Auch nachhaltige Nutzungskonzepte, wie mehrere Hotelbetriebe, Restaurants und landwirtschaftliche Betriebe hat das European Heritage Project in den Denkmälern erfolgreich aufgebaut.
Im Sommer 2023 konnte das European Heritage Project schließlich den Kaufvertrag unterzeichnen und hat sich damit zu den anstehenden Restaurierungsmaßnahmen, die dieses Projekt mit sich bringt, bekannt.
ANWESEN ZAHLEN & FAKTEN
Die Insel Fetlar, auf der die Brough Lodge liegt, ist eine der nördlichsten Inseln der Shetlands und wird aufgrund ihrer Grünheit auch als “Garten der Shetland-Inseln” bezeichnet. Der Name Fetlar stammt aus dem Alt-Nordischen und bedeutet so viel wie “die Insel des fetten Landes“.
Fetlar ist eine der kleineren der Shetland-Inseln und erstreckt sich über eine Fläche von 40,78 Quadratkilometern. Gleichzeitig zählt sie zu den am dünnsten besiedelten Inseln der Gruppe mit derzeit nur 61 Einwohnern. Dies ist einerseits auf die abgelegene geografische Lage zurückzuführen – um Fetlar vom Mainland Shetland aus zu erreichen, sind mindestens zwei Fährfahrten erforderlich. Die Unterpopulation ist andererseits eine Folge der sogenannten “Highland Clearances”, einer Periode der Entvölkerung der Landgebiete im Nordwesten Schottlands (s.u.: “Geschichte”).
Fetlar ist die Heimat zahlreicher Vogelarten. Der Norden der Insel ist daher ein reines Vogelschutzgebiet und als wahres Paradies unter Ornithologen bekannt.
Die Insel weist zahlreiche archäologische Stätten aus der Frühzeit auf. So befindet sich in der Inselmitte der Haltadans, ein keltisch-neolithischer Steinkreis. Neben vielfältigen anderen Stätten können auch die Reste eines wikingerzeitlichen Langbootes bestaunt werden.
Auf Fetlar wird ein aktives Gemeinschaftsleben gepflegt. Die vorherrschende Handwerkskunst ist das Stricken, das von Generation zu Generation weitergegeben und geradezu zelebriert wird.
Die Brough Lodge ist der bekannteste Gebäudekomplex auf Fetlar und befindet sich auf der Westseite der Insel auf einer Anhöhe und bietet atemberaubende Ausblicke über den Colgrave Sound nach Westen und ins Landesinnere nach Osten. Umgekehrt bilden die Lodge und ihre Nebengebäude ein markantes Wahrzeichen, das auch weit aus der Ferne gut sichtbar ist.
Das Grundstück der Brough Lodge erstreckt sich über 40 Hektar und umfasst eine eigene Halbinsel mit zwei weitläufigen Sandstränden sowie einer eigenen Bootsanlegestelle.
GESCHICHTE
Die Shetland Inseln sind seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Da Fetlar praktisch baumlos ist, waren schon die neolithischen Kulturen darauf angewiesen ihre Behausungen ausschließlich aus Stein zu bauen. So ist Shetland auch reich an steinernen Relikten der prähistorischen Epoche. Es gibt insgesamt über 5.000 archäologische Stätten.
Eine dieser Stätten ist der Haltadans in der Inselmitte. Dabei handelt es sich um einen Steinkreis aus der frühen Bronzezeit bestehend aus 38 Steinen mit einem Gesamtdurchmesser von 11 Metern sowie zwei markanten Zentralsteinen. Lokale Legenden ranken sich um diesen Ort (s.u.: “Wissenswertes & Kurioses”).
In der späteren Eisenzeit waren es vor allem die sogenannte Brochs, runde Steintürme, die in ganz Shetland errichtet wurden, und deren Relikte noch mancherorts zu finden sind. Auf dem Grundstück der Brough Lodge gibt es klare Hinweise auf eine Besiedlung während der Eisenzeit – so liegen hier, als verifiziertes archäologisches Denkmal, die Überreste eines Brochs auf denen der spätere Aussichtsturm errichtet wurde.
Während des 9. und 10. Jahrhunderts ließen sich die Wikinger auf Fetlar nieder und prägten damit deren Geschichte und Kultur. Über 300 Jahre hinweg waren die Wikinger die erfahrensten Segler in den nordischen Gewässern. Ihre Boote von bester Qualität waren in der Lage, die oft gefährlichen Reisen in neue Länder zu bewältigen. Die strategische Lage Fetlars machte die Insel zu einem idealen Außenposten für die seefahrenden Krieger, die in ihren berühmten Langschiffen die umliegenden Meere durchqueren wollten.
Aber die Wikinger wurden nicht nur als Eroberer, sondern auch als Siedler und Bauern an die Küsten Shetlands gezogen. Sie passten sich der landschaftlichen Gegebenheiten der Shetlands an, die sich erheblich von denen ihrer ursprünglichen Siedlungsräumen unterschied. Wegen des Fehlens von Wäldern, Bäumen und damit des Holzes als Grundmaterial für die Errichtung der in Skandinavien vorherrschenden hölzernen Langhäuser, verwendeten sie das, was auch schon für die prähistorischen Bewohner verfügbar war: den Stein. Da Stein sich über die Zeit kaum zersetzt, haben viele der von ihnen gebauten, steinernen Langhäuser überlebt. Vor der Wikingerzeit hatten die einheimischen Shetländer Rundhäuser gebaut, deren Relikte ebenfalls erhalten sind.
Die Wikinger veränderten nicht nur die Architektur, sie hatten auch grundlegenden Einfluss auf die Kultur und das Leben auf den Shetland-Inseln. Sie bestimmten, wie Land bewirtschaftet und die Gesellschaft gelenkt wurde. Ihre Fähigkeiten im Bootsbau und in der Seefahrt eröffneten neue Horizonte für Fischerei und Handel. Vieles von dem, was man heute auf den Shetland-Inseln sieht, wurde stark von diesem nordischen Siedler geprägt.
Gegen Ende des 10. Jahrhunderts wurden die Wikinger – die eher als wilde Barbaren bekannt waren – christianisiert.
Der Wikingerkönig Harald Blauzahn war es, der erkannte, dass die Christen nur mit ihren Glaubensbrüdern Handel trieben und dass er – wie andere europäische Regenten des frühen Mittelalters – mit Hilfe der Kirche seine Macht sichern und ausbauen konnte. Kurze Zeit später endete das Zeitalter der Wikinger und um 1195 wurde Shetland unter direkte norwegische Herrschaft gestellt, die über zwei Jahrhunderte andauerte. 1469 gelangen die Inseln dann unter die Kontrolle Schottlands.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erlebte Fetlar einen tragischen Wendepunkt in seiner Geschichte – die sogenannten “Highland Clearances”. Dieser Begriff bezieht sich hauptsächlich auf die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung von ihren angestammten Ländereien, um mehr Raum für die Viehzucht, insbesondere für Schafe, zu schaffen. Gleichzeit führte die industrielle Revolution zu einer Landflucht in die Produktionszentren. Hinzu kam, dass Fetlar über keinen natürlichen Hafen verfügte, was bedeutete, dass es keine Fischereiwirtschaft gab. Da die Bevölkerung ursprünglich vollständig von der Landwirtschaft abhängig war und durch die Clearances ihrer Lebensgrundlage beraubt wurde, gab es daher auch keine alternativen Arbeitsmöglichkeiten in der Fischerei.
Die Konsequenz dieser Situation waren ein enormer Bevölkerungsrückgang im ländlichen Raum, der einst von Hunderten von Menschen bewohnt worden war. Die Auswirkungen waren nicht nur auf die soziale und wirtschaftliche Struktur der Insel verheerend. Um 1800 hatte Fetlar einen Höchststand von etwa 860 Einwohnern erreicht, heute sind es nur noch 61 Einwohner!
Auch Sir Arthur Nicolson, der im Jahr 1805 das Grundstück der Brough Lodge erwarb, war an diesen Clearances beteiligt. Er umzäunte einen erheblichen Teil seiner Landflächen für die Schafzucht und vertrieb die Bewohner aus diesen Teilen der Insel. Während dieser Zeit residierte er im Haus des früheren Grundbesitzers Andrew Bruce of Urie, dem sogenannten Haa of Urie, bevor er schließlich die Brough Lodge errichtete. Das Haa-Haus, ein Begriff, der charakteristisch für die Shetland-Inseln ist, bezieht sich auf eine großherrschaftliche Residenz oder ein Laird’s House. Der Begriff “Haa” leitet sich vom altnordischen Wort “há” ab, was so viel wie “von höherem Rang” oder “von höherer Ordnung” bedeutet. Im Jahr 1825 begann Sir Arthur Nicolson dann mit dem Bau der Brough Lodge.
Nach dem Tod des ersten Sir Arthur im Jahr 1863 ging das Anwesen auf seine Witwe, Lady Eliza Jane Nicolson, über, die später wegzog. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie je wieder zur Brough Lodge zurückkehrte, bevor sie 1891 verstarb. Schließlich erbte ein entfernter Cousin, der ebenfalls den Namen Sir Arthur Nicolson trug, das Anwesen. Er stellte fest, dass die Lodge unbewohnbar war, da viele der Gebäude in den letzten 25 Jahren ohne Dach geblieben und allgemein stark verfallen waren. Er führte umfangreiche Renovierungsarbeiten durch. Als er 1917 verstarb, blieb das Anwesen im Besitz der Familie Nicolson. Die letzte Bewohnerin war Lady Jean Nicolson, die bis in die 1970er Jahre in der Brough Lodge lebte. Seitdem stand die Lodge praktisch leer und wurde ab 1998 vom Brough Lodge Trust verwaltet, der enorme Anstrengungen unternahm, um die Lodge zu erhalten und zu restaurieren.
WISSENSWERTES & KURIOSES
Brough Lodge Kapelle
Sir Arthur Nicolson soll einen Sohn (auch Arthur genannt) gehabt haben, der jung starb. Einheimische erzählen eine seltsame Geschichte über ihn. Anscheinend hatte Sir Arthur eine Vision, in der er den legendären König Arthur sah, der ihn fragte, was er sich am meisten wünsche. Als er antwortete, dass er sich einen Sohn wünsche, versprach ihm der König dies unter der Bedingung, dass er den Sohn ebenfalls Arthur nennen müsse und ihm, dem König, zu dessen Huldigung ein Gebetshaus bauen soll. Und so entstand die Kapelle in der Brough Lodge.
Troll Melodien
Einige der Geigenmelodien aus Fetlar zählen zu den ältesten und bekanntesten auf den Shetlandinseln. Es wird erzählt, dass diese Melodien von den Trows stammen, kleinen Trollen, die in den Hügeln der Insel leben. Eine Legende rankt sich um den Haltadans, einen Steinring in der Mitte der Insel. Sie besagt, dass die Trolle eines Nachts tanzen wollten und daher einen einheimischen Geiger und seine Frau mitnahmen, damit er für ihre Tänze aufspielte. Gemeinsam tanzten sie einen hinkenden Tanz im Kreis, was die Bezeichnung “Haltadans” (hinkender Tänzer) erklärt. Sie hatten so viel Spaß, dass sie den Sonnenaufgang unbemerkt verstreichen ließen und bei Tagesanbruch in Stein verwandelt wurden und nunmehr die Steine des Ringes bildeten. Der Geiger und seine Frau wurden ebenfalls zu Stein in der Mitte dieses magischen Kreises, und sind jetzt die beiden Zentralsteine.
ARCHITEKTUR
Die Architektur des Haupthauses der Brough Lodge ist eine Symphonie aus georgianischer Eleganz verknüpft mit einer raffinierten Mischung aus Symmetrie, Proportion und Klassizismus. Schon die Fassade des Gebäudes ist eine Hommage an die neugotische Architektur gekennzeichnet durch ihre sorgfältig ausgewogenen Proportionen und gemauerten Details. Das Hauptgebäude besteht aus einem zweistöckigen Hauptblock mit eingeschossigen Flügeln im Osten und Westen sowie einem Eingangshof im Norden. Das ursprüngliche Dach war flach und wurde auf beiden Seiten von einer gezackten Brüstung mit Ecktürmchen umgeben. In den 1950er Jahren wurde ein neumodisches Satteldach errichtet, die Zinnen nach oben verlängert und die historischen Ecktürme abgetragen. Diese neuzeitliche Veränderung wurde vom Brough Lodge Fond in den letzten Jahren unter hohem finanziellem Aufwand rückgängig gemacht und die originale Dachform wiederhergestellt.
Im Inneren des Hauptgebäudes wurde wenig verändert, sodass die meisten originalen Einbauten und Strukturen erhalten geblieben sind. Besonders bemerkenswert ist die ovale Eingangshalle mit ihren gebogenen Türen, die der Form des Raums entsprechen und so einen majestätischen, fast kirchenartigen Charakter erzeugen. Die Fenster der Lodge fügen sich gekonnt in die Gesamtkomposition ein. Sie wurden eigens geschaffen, um die landschaftliche Schönheit von Fetlar zu präsentieren und eine Leinwand für das wechselnde Licht- und die Farbtöne der Landschaft zu erschaffen. Der Eingang befand sich 1820 noch auf der Südseite und führte in eine Eingangshalle. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Eingang durch ein Fenster ersetzt und die Eingangshalle zu einem Esszimmer umgestaltet. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde der Haupteingang auf die gegenüberliegende Seite des Hauses verlegt.
Das Anwesen umfasst eine Vielzahl an mittelalterlichen Gebäuden, einen geschlossenen ummauerten Innenhof, eine ummauerte Gartenanlage, sowie eine eigene Kapelle. Zweifelsfrei das historisch bedeutsamste Bauwerk ist der Aussichtsturm, der einst als astronomisches Observatorium genutzt wurde und ein großes Teleskop beherbergte. Dieser Turm wurde auf den Überresten eines Brochs aus der Eisenzeit erbaut. Broch ist die Bezeichnung für runde Steintürme, von denen mehrere hundert während der Eisenzeit im Norden und Westen Schottlands aber auch in anderen Teilen der Britischen Inseln erbaut wurden. Sie weisen eine besondere architektonische Bauform auf und zeugen von der geschickten Ingenieurskunst keltischer Kulturen. Die Wände der Brochs wurden in der Regel mit Trockenmauerwerk ohne Verwendung von Mörtel errichtet. Sie wurden doppelwandig konstruiert mit einer inneren und äußeren Schicht sowie einem zwischenliegenden Hohlraum. Diese Konstruktion verlieh der Struktur Stärke und Stabilität. Die Gebäude dienten zwar auch als Wohnraum bzw. für die Lagerung von Lebensmitteln, und gewährten in Konfliktzeiten Zuflucht. Vor allem ermöglichten sie es herannahende Feinde frühzeitig zu erspähen. Brochs sind daher bedeutende archäologische Stätten und liefern wertvolle Informationen über alte Baumethoden und kulturelle Praktiken längst vergangener Zeiten.
STRUKTURELLER ZUSTAND ZUR ZEIT DER AKQUISITION
Nachdem die letzte Bewohnerin und eine der letzten Nachfahren der Nicholson Family – Lady Nicolson – die Brough Lodge in den 1970er Jahren verlassen hatte, stand das Anwesen leer. Kalt, unbewohnt und ohne jegliche Instandhaltungsarbeiten führte der Leerstand zur Verschlechterung des Zustands. So war der Großteil der Außenanlage über die Jahre verfallen und teilweise nur noch in Form von Mauerresten erkennbar.
Im Haupthaus verursachten Undichtigkeiten im Dach massive Wasserschäden. Bodenbalken und Innenoberflächen wurden schwer beschädigt und müssen nun dringend saniert werden. Die tragenden Mauerstrukturen blieben erstaunlicherweise weitgehend intakt. Die gesamte Statik schien noch ausreichend, um eine Restaurierung zu ermöglichen. Daher sollten die Maßnahmen sofort und ohne große Verzögerungen ergriffen werden.
RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN
Vorbildlich waren bereits die Bemühungen des Brough Lodge Trust, der erhebliche Anstrengungen zur Rettung unternommen hat. So wurde das historische Dach und die entfernten Seitentürmchen wieder hergestellt, sowie erhebliche Investitionen in die Struktur durchgeführt.
Nun ist es die Aufgabe des European Heritage Projects, die vorhandene Expertise zu bündeln, um sicherzustellen, dass die Restaurierung der Brough Lodge mit dem größten Respekt für sein architektonisches Erbe weiter durchgeführt wird.
Alle Schritte und Arbeiten folgen dabei stets dem Prinzip des maximalen Erhalts der ursprünglichen Struktur und der minimalen Invasion.
Die ersten und wichtigsten Schritte bei dem Großprojekt werden die grundlegende Restaurierung und Sanierung der Strukturen sein, bevor die weiteren Pläne für die Nutzung der Brough Lodge in Angriff genommen werden können. Parallel dazu soll ein Fahrplan zur Koordinierung der Arbeiten erstellt
ZUKÜNFTIGE NUTZUNG