Ein verborgenes Kapitel der Limonaia – Die überraschende Spurensuche nach einem geheimnisvollen Auto

Im Spätsommer 2025 führte ein außergewöhnlicher Zufall zu einer der spannendsten Entdeckungen in der jüngeren Geschichte der Limonaia San Sebastiano. Der Architekt und der Kurator wurden von einem auf dem Anwesen tätigen Hydrauliker auf eine Begegnung aufmerksam gemacht, die er während seines August-Urlaubs auf einem Kreuzfahrtschiff erlebt hatte. Unter tausenden Passagieren traf er dort die Tochter des ehemaligen Kustoden unserer Limonaia – ein Zusammentreffen, das kaum zu glauben ist und doch den Ausgangspunkt einer überraschenden Erzählkette bildete.

Im Gespräch fragte die Frau ihn, ob bei den aktuellen Umbauarbeiten „das Auto“ gefunden worden sei. Auf unsere Rückfrage berichtete sie von einer alten Familiengeschichte, die ihr Vater immer wieder erwähnt habe. Demnach soll sich hinter einer Steinmauer mitten in der Limonaia ein Fahrzeug verbergen – ein FIAT Balilla aus den 1930er-Jahren. Das Modell war zu dieser Zeit eng mit der faschistischen Propaganda verbunden und somit ein politisch aufgeladenes Symbol. Zunächst erschien diese Vorstellung kaum realistisch, denn die vermeintliche Stelle liegt heute tief unterhalb der Straße und eines Wanderwegs, also scheinbar unerreichbar. Erst der Blick in historische Pläne veränderte diese Einschätzung: In den 1930er-Jahren verlief die Küstenstraße tatsächlich deutlich tiefer. Damit wurde die Geschichte plötzlich plausibel und gewann eine völlig neue Dimension.

Warum ein solches Auto vergraben worden sein könnte, lässt sich heute nicht eindeutig klären. Die Tochter berichtete jedoch davon, dass ihr Vater und andere Zeitzeugen immer wieder von belastenden Hintergründen gesprochen hätten. Limone liegt ganz in der Nähe von Salò, dem Sitz der faschistischen Regierung in den letzten Kriegsjahren. Es ist denkbar, dass das Fahrzeug in diesem historischen Kontext verborgen wurde – vielleicht als Fluchtauto, vielleicht um kompromittierendes Material vor der Ankunft der Alliierten zu verstecken. Nichts davon ist belegbar, doch die historischen Zusammenhänge lassen verschiedene Erklärungen möglich erscheinen.

Ihre Erinnerungen gingen noch weiter. Im Untergeschoss des Haupthauses habe es in ihrer Kindheit einen geheimen Raum gegeben, verborgen hinter einem falschen Wandschrank. Sie erinnerte sich an ein Waffenarsenal, das sich dort befunden habe. Was später damit geschah, blieb unklar. Innerhalb der Familie wurde darüber spekuliert, ob die Waffen im Wald vergraben oder im See entsorgt worden sein könnten. Auch hierzu gibt es keine Beweise, aber die Erzählungen ergänzen das Bild einer bewegten und vielschichtigen Vergangenheit des Anwesens.

Ein weiterer Hinweis stammte von ihrem Ehemann, der als junger Erntehelfer in der Limonaia gearbeitet hatte. Er erinnerte sich an kleinere Brände am Hang, bei denen es zu heftigen Explosionen kam. Seine Vermutung war, dass im Boden vergrabene Munition oder Teile militärischer Ausrüstung detoniert sein könnten. Diese Beobachtung verlieh der Geschichte eine zusätzliche Ebene von Authentizität, die wir nicht ignorieren konnten.

Angesichts der Vielzahl an Hinweisen – so unwahrscheinlich sie zunächst klangen – entschieden wir uns, der Sache systematisch nachzugehen. Wir beauftragten eine spezialisierte Firma damit, das betreffende Areal der Limonaia mit moderner Technik zu untersuchen und mögliche verborgene Strukturen oder Objekte im Erdreich zu lokalisieren. Ob sich tatsächlich ein Fahrzeug, Relikte aus Kriegszeiten oder letztlich doch nur eine Familienlegende im Boden verbergen, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch schon jetzt: Die Limonaia San Sebastiano birgt mehr Geschichte, als bisher angenommen wurde, und die kommenden Monate werden zeigen, welche Geheimnisse noch ans Licht kommen.